Vor dem Halbfinal-Auftritt gegen Frankreich machte von den Hazard-Brüdern ein Foto die Runde. Kylian, Thorgan und Eden als Buben am Strand sitzend, alle im Trikot von Zinedine Zidane. 2000 wurde das Bild aufgenommen, Eden war neun Jahre alt. "In der Vergangenheit haben wir Frankreich eher unterstützt als Belgien", erinnerte sich Belgiens Stürmerstar. Am Dienstag wird dies nicht der Fall sein.

Aus dem Bewunderer der französischen Fußballkunst wird in St. Petersburg (20.00 Uhr MESZ/live ORF eins) ein Gegner werden. Der nun 27-jährige Hazard wird die Belgier als Kapitän aufs Spielfeld führen. Olivier Giroud rang dies sogar ein Lächeln ab. "Er ist ja fast ein Franzose", erinnerte der Mittelstürmer der "Bleus".

50 Kilometer zur französischen Grenze

Hazard ist im wallonischen Braine-le-Comte aufgewachsen, bis zur französischen Grenze sind es rund 50 Kilometer. Ab seinem fünften Lebensjahr spielte Eden im lokalen Verein, für den bereits sein Vater und Großvater eingelaufen waren. Michael Pauly, sein erster Trainer, schwelgte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP in Erinnerungen: "Nach dem ersten Training habe ich zu meinem Vater gesagt: 'Wir haben einen Begnadeten'."

Bei Nachwuchsturnieren wurde Hazard stets zum besten Spieler gewählt. Die Begabung war offenbar in die Wiege gelegt. Vater Thierry spielte semiprofessionell, Mutter Carine war in der ersten belgischen Frauenfußball-Liga tätig. "Eden hat schon Tore geschossen, als er noch nicht einmal auf der Welt war", scherzte sie einmal.

Die Liebe zum französischen Fußball kam schnell. "Ich bin 1991 geboren, Thorgan 1993. Und 1998 wurde Frankreich Weltmeister. Wir sind mit dieser WM aufgewachsen und damals waren die französischen Spieler, bei allem Respekt, einfach besser als die belgischen", berichteten Hazard dem TV-Sender beIn Sports. Man habe sich immer als Belgier gefühlt, betonte er. "Aber unterstützt haben wir Frankreich."

Mit 14 Jahren zu Lille

Mit zehn Jahren folgte für den jungen Hazard ein Schritt zum Zweitliga-Verein Tubize, mit 14 ging Hazard über die Grenze. Der nur eine Autostunde von Braine entfernte Ligue-1-Club Lille lockte. Überzeugen konnte vor allem die den hohen Standards in Frankreich entsprechende Nachwuchsakademie. Ein Weg, den auch sein ebenfalls im belgischen WM-Kader stehender Bruder Thorgan einschlug. Der zwei Jahre jüngere Hazard ging nach Lens, das ebenfalls nahe der belgischen Grenze liegt, und war dort Teamkollege von Frankreichs Nationalspieler Raphael Varane.

"Sie waren von zu Hause nicht weit weg und gleichzeitig in Strukturen, in denen sie sich weiter entwickeln konnten", erinnerte sich Vater Thierry Hazard. Sein ältester Sohn genoss in Lilles Nachwuchsschmiede noch zwei Jahre die Ausbildung, ehe er schon mit 16 Jahren sein Debüt im französischen Oberhaus gab. Schnell war von einem Wunderkind die Rede. Hazard wurde sämtlichen Vorschlusslorbeeren gerecht und holte als eine der tragenden Säulen der Mannschaft mit Lille 2011 den Meistertitel.

Europas Großclubs hatten spätestens da ein Auge auf das Talent geworfen. Chelsea machte ein Jahr später das Rennen, überwies 40 Millionen Euro für den Offensivmann. Hazard war zu diesem Zeitpunkt zum dritten Mal in Folge ins Team der Saison der Ligue 1 gewählt worden. Für die "Blues" aus London spielt Hazard, der mitunter auch als Diva gilt, nach wie vor. Die Nummer 10, die einst Zidane trug, ziert bei Chelsea wie auch im belgischen Team sein Trikot.