Es war das wohl bisher beste Spiel dieser WM, vor allem durch eine unglaubliche Dramaturgie, welche die Spannung bis zum Schluss auf dem höchsten Level hielt. Belgien lag im Achtelfinale gegen Japan 0:2 zurück, drehte die Partie und zog durch einen Treffer von Nacer Chadli in der letzten Minute der Nachspielzeit mit einem 3:2-Erfolg ins Viertelfinale eiin. Dort treffen die "Roten Teufel" nun auf Brasilien. Eine tolle Leistung der Japaner blieb unbelohnt.  

Belgiens Teamchef Roberto Martinez hatte ein goldenes Händchen bewiesen, denn just seine Joker Marouane Fellaini und Chadli stachen. Ersterer hielt seinen Wuschelkopf zum Ausgleich hin, Letzterer sorgte für die ultimative Kampfansage an Brasilien, das nun gegen diese Mannschaft bestehen muss. Belgien bewies nicht nur fußballerische Klasse, sondern unglaubliche Moral.

Martinez war von beiden Teams angetan. "Es war ein perfektes Spiel von Japan, sie haben uns frustriert. Das ist dann ein Charaktertest. Alle wollten dieses Spiel noch gewinnen. Das Spiel nach dem 0:2 noch 3:2 zu gewinnen, innerhalb der regulären Spielzeit, das sagt alles über diese Mannschaft. Das ist ein Tag, um auf die Mannschaft stolz zu sein. Diese Burschen haben heute eine unglaubliche Mentalität bewiesen", sagte der Teamchef.

Seine Belgier dominierten von Beginn an die Partie, die Japaner verteidigten sich aber sehr geschickt und ließen nur wenige Chancen zu. Diese wurden vergeben. Torjäger Romelu Lukaku kam nicht zur Entfaltung, er wurde weitgehend ausgeschaltet.

Sensationelle Japaner

Nach der Pause entwickelten die vom Geheimfavoriten zu einem der Topanwärter auf den Titel avancierten "Roten Teufel" noch mehr Druck, aber der Schuss ging nach hinten los. Die Japaner konterten die Belgier gnadenlos aus und kamen binnen vier Minuten zu einer sensationellen 2:0-Führung. Zunächst ließ Genki Haraguchi den routinierten Verteidiger Jan Vertonghen stehen und schickte die Kugel präzise an Torhüter Thibault Courtois vorbei ins Netz.

Die Belgier hätten durch einen Schuss von Eden Hazard nach schneller Kombination beinahe im Gegenzug den Ausgleich erzielt, aber der Ball prallte von der Stange zurück. Gleich darauf gelang Takashi Inui mit einem scharfen 20-m-Schuss sogar das 2:0. Nun mussten die völlig konsternierten Belgier alles auf eine Karte setzen. Sie belagerten das japanische Tor, ein Kopfball von Lukaku ging daneben, ehe beinahe das 3:0 für die Söhne Nippons gefallen wäre.

Aber Belgien ließ nicht locker, und mit dem Anschlusstreffer durch einen wunderbaren Bogen-Kopfball von Vertonghen nahm die Partie so richtig Fahrt auf. Die Japaner zogen sich nicht zurück, konnten aber den Ausgleich nicht verhindern. Nach einer Flanke von Hazard stieg der eingewechselte Marouane Fellaini hoch und köpfelte zum 2:2 ein.

Als schon alles auf eine Verlängerung hindeutete, kamen die Belgier aus einem perfekt gespielten Blitzkonter nach zwei japanischen Chancen zum 3:2. "Wir wollten gewinnen und hatten die Chance dazu. Wir wollten den Siegtreffer. Solch einen Konter hatten wir nicht erwartet. Das hat das Spiel entschieden", sagte der enttäuschte japanische Nationaltrainer Akira Nishino.