Da hat er sich gefreut, der Hans. Er hat angeläutet, fernmündlich, und bei den Kollegen hat es geklingelt. Da war doch was. Ach ja, Cordoba. Kein Mensch kann sagen, er habe es nicht gewusst, was alle Welt weiß. Oder zumindest Mitteleuropa, oder wenigstens Österreich. Also, der Hans Krankl hat sie alle angerufen, die Mitstreiter der 1978er-Generation, die so etwas wie eine Dauer-Fußball-Revolution im rot-weiß-roten Staatsgebiet ausgelöst haben.

Ohne Cordoba wäre Österreichs Fußball-Nationalteam nicht das, was es ist oder zu sein glaubt. Bei der Aufgabe, sämtliche Helden zusammenzutrommeln, wäre er fast aus dem Takt gekommen, aber er hat es geschafft, der Spielervermittler in Sondermission. „Ich habe es gern gemacht.“ Und was ihm besonders taugt: „Alle haben zugesagt.“ Heute kommt es zum Wiedersehen im Wiener Metropol, am Abend. Am Vormittag werden die Helden von Bundespräsident Alexander Van der Bellen empfangen. Es muss also doch ziemlich wichtig gewesen sein, dieses Ereignis.

Der Vollständigkeit halber: Damals, am 21. Juni 1978, hat Österreich Deutschland geschlagen, zum ersten Mal nach 47 Jahren. Und die vom 2007 verstorbenen Helmut Senekowitsch betreute Mannschaft hat damit den damals noch amtierenden Weltmeister nach Hause geschickt. Hans Krankl übernahm mit zwei „noch dazu so wirklich schönen Toren“ die zentrale Verantwortung für den Triumph, für das historische Ereignis. Die Frage, ob das Match bedeutend war oder nicht, stellt sich nicht, es ist, weil es noch immer besteht.

Mit Valencia einig

Wie wäre die Karriere von Krankl verlaufen, hätte es diese beiden Treffer zum 2:1 und zum 3:2 nicht gegeben? Die Geschichte lehrt, dass er beim FC Barcelona landete und dort zum viel gepriesenen „Goleador“ aufstieg. „Darüber machen sich andere Gedanken“, sagt der 65-Jährige, der aber dann doch einiges zu erzählen weiß, und er kann dies bis ins kleinste Detail. Einzigartiges wird eingebrannt ins Gedächtnis, denn dieses Feuer lodert immer, auch 40 Jahre später.

„Eigentlich war ich schon an Valencia verkauft, das habe ich gewusst. Ist auch ein großer Klub. Aber dann hat mich der Skender Fani angerufen.“ Krankl erinnert sich an den damaligen Dialog. Fani: „Du, der FC Barcelona will dich haben.“ Krankl: „Des is a Super-Schmäh.“ Fani: „Na, des is kana. Sie wollen den Hans Krankl als Mittelstürmer.“ Und sie sind alle gekommen, der Präsident Josep Nunez, der Trainer Lucien Muller. „Ein Straßburger, a Super-Bursch, er hot Deitsch kennan.“ Dieser, übrigens später gefeuerte Coach hat Krankl versichert, dass sie ihn „unbedingt“ haben wollen. Gesagt, getan. Krankl war beim berühmten FC Barcelona. „Für mich auf ewig der größte Klub.“

Ansonsten also wäre es Valencia geworden. „Sie waren sich mit Rapid einig. Da hätte ich gemeinsam mit Mario Kempes stürmen sollen, der größte Fußballer damals.“ Kempes hat Argentinien 1978 zum Weltmeistertitel geschossen. Nicht in Cordoba. In Buenos Aires. Dieser Kempes hat später viele Jahre in Österreich gespielt, bei der Vienna und St. Pölten. Das war noch was! Heute lassen sich die angehenden Fußballrentner der Oberklasse nach China oder in die USA verkaufen.

Der einzige Amateur

Cordoba war Krankls Wegweiser, das glaubt auch der vierfache 78er-WM-Torschütze selbst. „Es ist schon wahrscheinlich, dass die zwei Tore mir den Weg zu Barcelona geebnet haben. So eine WM, das ist für alle Spieler ein Meilenstein, da stehst du in der Auslage. Wir Österreicher waren nicht bekannt, obwohl ich europäischer Torschützenkönig war.“

Heute kommen sie wieder zusammen, die Cordobaner. „Ich habe gespürt, dass alle eine Freude haben.“ Der Robert Sara, der Willi Kreuz, der Pepi Hickersberger, der Herbert Prohaska und die anderen. Auch Walter Schachner, dessen Karriere von einer anderen Ebene aus auch steil nach oben ging. Der Steirer kam vom Zweitdivisionär DSV Leoben direkt nach Argentinien, als Amateur. „Ich war noch Betriebselektriker bei der Voest Alpine und habe mir unbezahlten Urlaub nehmen müssen“, erinnert sich „Schoko“, der nach der WM bei der Wiener Austria landete und dann stolze sieben Jahre in Italien spielte.