1. Die wichtigste Erkenntnis: Man kann sich noch so sehr bemühen und sich sicher sein, dass genau diese Weltmeisterschaft (noch dazu ohne uns!) unser Interesse nicht weckt. Kaum ist Ankick, ist es Aus mit dem cool zur Schau gestellten Desinteresse. Soll heißen: Ja, Fußball ist nach wie vor König. Und wir, wenn schon nicht mittendrin, dann doch dabei. Via TV, Handy oder beim Public Viewing. Oder in Gesprächen.

2. So richtig vom Hocker gerissen hat uns bisher aber noch nichts. Gut, da war Ronaldos Show gegen Spanien. Aber sonst? Die Favoriten tun sich schwer, die Galaabende sind oft noch eher laue Vorführungen mit einem Hauch von Klasse – sozusagen Gartenpartys statt Riesenfeten. Aber wir sagen: Das wird noch. Wär ja langweilig, wenn es keine Luft nach oben gäbe.

3. Man müsste fast zwei Euro ins Phrasenschwein hauen, aber: Es gibt keine Kleinen mehr! Oder halt nur noch wenige. Und wenn, dann sind das die mit den besonders bunten, begeisterten und begeisternden Anhängern. Auf dem Feld wissen selbst die „Kleinsten“, wie man verteidigt. Sie behalten ihre Ordnung bei und bringen die Stars zum Verzweifeln. Ausnahmen (wie Saudi-Arabien) bestätigen zwar die Regel, aber: Favoritensiege scheinen wirklich schwerer zu sein als je zuvor. Oder es liegt daran, dass die Top-Nationen erst in Fahrt kommen. Kleines Manko: Wenn 2026 wirklich 48 Nationen dabei sein werden, darf man Sorge haben, ob das Niveau nicht so weit fällt, dass Anschauen wirklich nur noch Fans Spaß macht.

4. In Österreich sind wir ja aus finanziell-technischer Hinsicht noch weit entfernt vom „VAR“, dem Video-Schiedsrichter. In Deutschland, so viel hat man auch hierzulande mitbekommen, gab es viel Geplärre und Geschimpfe. Und in Russland? Hat man doch wirklich den Eindruck, dass der Videoschiedsrichter hilft, Entscheidungen richtig(er) zu treffen. Und das auf nahezu angenehm unauffällige Art. Und so bürgert sich das Kastl, das der Mann auf dem Feld in die Luft zeichnet, schon fast als zusätzliches Spannungselement ein. Und das Schönste: Schimpfen kann man trotzdem über die Entscheidungen!

5. Erinnern Sie sich noch an die jüngsten Großereignisse? An die „falsche 9“ oder den „Phantomstürmer“? Daran, dass der Goalgetter à la Cordoba-Hansi-Krankl vom akuten Aussterben bedroht war? Wir haben wieder Hoffnung, spätestens seit dem ersten Auftritt von Harry Kane, dass sich das wieder ändert. Am wenigsten Ballberührungen auf dem Feld, über 90 Minuten praktisch durch doppelte Manndeckung (ja, auch die gibt es noch) abgemeldet – und dann stiehlt er sich zwei Mal davon und trifft. Torriecher schlägt Abwehrriegel, oder, auf Neufußballerisch: „Andere suchen Lösungen gegen das aggressive Defensivpressing des Gegners – wir haben Kane ...“ Was aber nicht heißen soll, dass man die Universal-Genies wie Neymar oder Cristiano Ronaldo gegen einen Stürmer eintauschen würde ...

6. Womit wir bei einem anderen Thema sind: Tore aus dem Spiel haben fast schon Seltenheitswert – 21 aller 42 Treffer fielen nach ruhenden Bällen, sogenannten Standardsituationen. Elfer (sehr beliebt), Freistöße und Eckbälle sind das neue Rezept und mindestens so wichtig wie Pässe in die Schaltstellen oder gezirkelte Flanken in die Mitte.

7. Man sagt ja mitunter, dass Männer ihrer Friseurin/ihrem Friseur treuer sind als allem anderen. Das führt mitunter dazu, dass das Haupthaar nach vier Wochen Großereignis bei manchem wuchert. Oder man macht es wie Neymar und lässt den Friseur des Vertrauens einfliegen. Warum er dann trotzdem aussieht, als ob er einen Teller Spaghetti am Kopf hat? Keine Ahnung.