Es war eine der großen Fragen vor der Weltmeisterschaft. Was würde wohl das neue England in Russland auf die Beine stellen? Nach dem ersten Spiel ist festzuhalten: Mit dieser Auswahl wird bei dem Turnier zu rechnen sein. Im ersten Spiel gegen Tunesien kam das Team nach drückender Überlegenheit zu einem trotzdem glücklichen 2:1-Erfolg. Harry Kane gelang in der 91. Minute nach einem Corner per Kopf der Siegestreffer.

Die "Three Lions" - Durchschnittsalter 25,6 Jahre - starteten mit jugendlichem Elan und fanden gleich in den ersten fünf Minuten drei Großchancen vor, aber Jesse Lingard und Raheem Sterling scheiterten am tunesischen Torhüter Mouez Hassen bzw. am eigenen Unvermögen.

Doch schon in der elften Minute war es soweit. Nach einem vom gleich darauf ausgewechselten Torhüter noch parierten herrlichen Kopfball von John Stones staubt Goalgetter Kane zur hochverdienten Führung ab.

Die leichtfüßigen und in der Offensive äußerst ideenreichen Engländer ließen nicht locker und kamen weiterhin zu Top-Gelegenheiten, deren beste Lingard nach Maßflanke stümperhaft vergab. Der Mann von Manchester United verfehlte den Ball. England hätte 3:0 führen müssen, da fiel der dem Spielverlauf völlig zuwiderlaufende Ausgleich.

Sassi trifft per Elfer, Pickford streckt sich vergebens
Sassi trifft per Elfer, Pickford streckt sich vergebens © AP

Kyle Walker erwischt Syam Ben Youssef mit dem Ellbogen, dieser fällt hin, der Schiedsrichter zeigt auf den Elferpunkt und Ferjani Sassi verwandelt. Eine umstrittene Entscheidung inklusive Videoreferee. Gleich darauf setzte sich die englische Misere der mangelnden Chancenauswertung fort, als Stones die Kugel aus kurzer Distanz verfehlte und kurz vor der Pause Lingard nach einer sehenswerten Aktion nur die Stange traf.

In der zweiten Hälfte taten sich die Engländer wesentlich schwerer, sich Torchancen zu erarbeiten. Die Tunesier machten die Räume eng und ließen den Gegner nicht zur Entfaltung kommen. Das Team von Gareth Southgate schien sich verausgabt zu haben und agierte, als hätten sie bereits klar geführt. Als alles schon mit einem Remis rechnete, schlug Kane zu. Der Doppeltorschütze war natürlich überglücklich. "Es ist großartig, ich bin so stolz, es war hart. Wir haben in der ersten Hälfte wirklich gut gespielt, wir haben es uns verdient."

Vor allem hob der Tottenham-Goalgetter die mannschaftliche Geschlossenheit hervor. "Es ist eine WM, da muss man Durchhaltevermögen zeigen. Das haben wir in unser Team hineingebracht. Schön, dass es schon im ersten Spiel so funktioniert, dieser Zusammenhalt." Die Elfersituation vermochte er nicht richtig einzuschätzen, aber er sah solche Vergehen auch auf der anderen Seite. "Wir hätten auch einen Elfer bekommen müssen. Bei jedem Eckball haben sie gezerrt und gezogen. Vielleicht war es ausgleichende Gerechtigkeit, dass uns noch das Siegestor gelungen ist."