War das 0:2 gegen Frankreich ein Rückschlag für die Bestrebungen der österreichischen Nationalmannschaft auf dem Weg nach vorne? Unter diesem Aspekt wollte Ralf Rangnick das Match nicht betrachten. Der Teamchef sah sich gezwungen, zu relativieren. „Wir sind auf den Weltmeister getroffen, der auf dem allerhöchsten Niveau gespielt hat.“ Damit ist eigentlich (fast) alles gesagt. Denn trotz der klaren Unterlegenheit und des von den Franzosen demonstrierten Klassenunterschiedes haderte Rangnick, vor allem mit dem ersten Gegentreffer.

„Natürlich hätten wir zur Halbzeit schon zurückliegen können, aber die Art und Weise, wie wir das Tor kassiert haben, war extrem ärgerlich.“ Er habe das Gefühl gehabt, in diesem Moment das Spiel „in den Griff“ bekommen zu haben, dann sei eben Marcel Sabitzer dieser Fehler passiert. „Das Tor zu diesem Zeitpunkt darfst du so nicht kriegen. Es geht auch darum, wer das erste Tor schießt.“

Kommentar: Selbst mit größter Nachsicht ist kein positiver Aspekt aus diesem Match herauszuziehen

Daher wollte der Nationaltrainer nicht das große Ganze betrachten, wonach Österreich nie eine Chance gegen eine Mannschaft wie Frankreich hätte. „Es ist das Land mit der mit Abstand größten Zahl an Topspielern, aber in einem einzelnen Spiel kannst du auch einen solchen Gegner herausfordern“, meinte Rangnick mit Verweis auf das 1:1 von der ersten Begegnung. Auch ein anderer Umstand erschwerte für Rangnick möglicherweise die Aufgabe. „Es wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn die anderen (verletzt Ausgefallenen) alle gespielt hätten.“ Sein Team habe sich jedoch nicht in bester Verfassung präsentiert.
An der enormen Qualität des Gegners kamen auch die Spieler nicht vorbei. „Es war nicht einfach, gegen die Franzosen zu spielen, und man muss klipp und klar sagen, sie haben verdient gewonnen. Sie sind Weltmeister und ich glaube, bei der nächsten WM werden sie wieder ganz oben mitspielen“, meinte etwa Marko Arnautovic nach seinem 103. Länderspiel.

"Müssen akzeptieren, dass Frankreich viel besser war"

Christopher Trimmel sprach von „anstrengenden 90 Minuten“ und sah sich aufgerufen, die Extraklasse von Kylian Mbappe anzuerkennen. „Man kann ihn alleine nicht verteidigen, das ist unmöglich, man kann insgesamt nicht alles gegen ihn verteidigen“, meinte der Kapitän des deutschen Tabellenführers Union Berlin. Frankreich habe jedoch auch mit der Fünferkette „überrascht“, wie Trimmel anmerkte. „Da war es schwierig, von außen durchzukommen. Mit dem Ball war das viel zu wenig. Wir müssen akzeptieren, dass Frankreich viel besser war.“

Der Teamchef der Gastgeber zeigte sich naturgemäß sehr zufrieden mit seinen Spielern. „Die Mannschaft hat ein sehr schönes Gesicht gezeigt, sie war 90 Minuten sehr präsent. Wir hatten auch das Glück, heute vor einem großen Publikum mit einer tollen Stimmung zu spielen. Es war ein wundervoller Abend, wir haben uns sehr gut gefühlt. Österreich hat uns im ersten Match viel mehr Schwierigkeiten bereitet, aber da waren wir nicht so stark. Wir haben uns gut auf sie eingestellt“, erklärte Didier Deschamps.

Eine kleine Trostspende fand Xaver Schlager, der vor der Pause die einzige Chance der Österreicher ausgelassen hatte, für sich selbst. „Die Rückennummer 4 wollte ich schon immer haben, aber da der Hinti die gehabt hat, war sie nie frei. Jetzt hat es gepasst und ich will sie nicht mehr hergeben.“