Sie sind ganz und gar keine unbekannten Größen, auch nicht füreinander. Kurz gesagt: Man kennt sich. Heute stehen einander nicht nur die Nationalmannschaften von Österreich und Israel, sondern auch deren Teamchefs Franco Foda und Andreas Herzog gegenüber. Doch wie ticken sie, was zeichnet sie aus, was unterscheidet die beiden, abgesehen von dem Umstand, dass der eine ein Deutscher und der andere ein Österreicher ist?

Das äußere Erscheinungsbild hätte anhand der jüngsten Vorgänge nicht besser illustriert werden können. Andi Herzogs explosiver Ausbruch nach der Niederlage gegen Slowenien kehrte deutlich das Temperament des Wieners hervor, während Foda stets darum bemüht ist, möglichst viel Ruhe auszustrahlen.

Ein Mann, der sich als Kenner beider Charaktere sowie deren Arbeits- und Vorgangsweise erweist, ist Markus Schopp. Der Grazer und aktuelle Hartberg-Trainer hat mit Herzog im Nationalteam und mit Foda bei Sturm zusammen gespielt, und er weiß Bescheid über deren Qualitäten. Dass die zwei mit dem Ende der Spielerkarriere den Fußball nicht ad acta legen würden, war absehbar.

„Beide waren absolute Leader am Platz und sie haben diese Qualität mit ins Trainergeschäft genommen“, sagt Schopp. Herzog, gesegnet mit urösterreichischem Talent, sei gewiss „der begnadetere Fußballer“ gewesen, der dies aber auch in eine beachtenswerte Laufbahn umzusetzen verstand. Foda habe als Spieler „mit seinen Möglichkeiten sehr viel erreicht“, was darauf hinweist, dass beide „harte Arbeiter“ sind.

Siegermentalität und fachliche Qualitäten

Das beinharte Trainergeschäft freilich erfordert weitaus mehr Qualitäten, worüber sowohl Foda als auch Herzog in ausreichendem Maß verfügen. „Sie zeichnen sich beide durch eine absolute Siegermentalität und durch ihre Führungsqualitäten aus. Sie haben immer Leadership gezeigt“, weiß Schopp aus eigenem Anschauungsunterricht, denn er war Herzogs Assistent in dessen Zeit als U-21-Teamchef.

„Er hat ein unglaubliches Gespür für Momente, für Phasen im Spiel, die von außen so nicht wahrzunehmen sind“, erläutert Schopp. Franco Foda wiederum wollte schon „immer vorneweg gehen“, und er sei „faszinierend“ in der Liebe zum Detail. „Es ist beeindruckend, mitzuerleben, wie er immer die richtige Dosis gefunden hat.“ Der Deutsche schätzt laut Schopp auch die jeweilige Lage immer nüchtern und korrekt ein, er orientiert sich an den Möglichkeiten.

Doch an den unterschiedlichen Mentalitäten kommt niemand vorbei, beides gereichte der jeweils anderen Seite aber zum Vorteil. „Franco hat uns die deutschen Tugenden nähergebracht, der Andi hat dafür die österreichische Mentalität in die deutsche implementiert“, sagt Schopp und ergänzt: „Das Schöne ist, dass alle beide sich weiterentwickelt haben.“ Foda habe früh Verantwortung übertragen bekommen und Sturm „in einem schwierigen Umfeld“ entwickelt.

Österreicher-Bashing

Herzog hatte hingegen mit einer Hypothek zu kämpfen, seinem Namen. „Es gab ein Bashing gegen ehemalige erfolgreiche Nationalspieler“, das sei mit ein Grund dafür gewesen, dass ihm der Posten des ÖFB-Teamchefs bis dato verwehrt blieb. Dafür hat der Rekord-Nationalspieler bei Jürgen Klinsmann im US-Team seinen Horizont erweitert.

Emotional sind beide Teamchefs, Herzog zeigt es stärker. „Der Andi ist impulsiver, der trägt sein Herz auf der Zunge, aber er ist authentisch. Franco ist ruhiger und immer sehr klar.“ Fachlich seien beide unumstritten. „Und sie waren immer auf der Suche nach neuen Wegen.“ Wohin sie ihr Team führen, wird sich heute weisen.