Er geht nicht abrupt über die Bühne, es ist ein schleichender Prozess, doch es gibt ihn, den Generationswechsel im Nationalteam. Die zu Beginn der Koller-Ära noch blutjungen Nationalkicker sind in die Jahre gekommen, verstärkt rücken die späten Neunziger-Jahrgänge auf, der Verdrängungswettbewerb hat eingesetzt, aber es läuft, zumindest nach außen hin, weitgehend reibungsfrei ab. Rücktritte von Spitzensportlern wie jener des 30-jährigen Marcel Hirscher befeuern die Frage: „Wie lange noch?“

Dabei sind die Jahre nur nackte Zahlen. „Das Alter kommt weit hinten in der Faktorenliste“, erklärt Gerhard Zallinger, als Sportwissenschaftler im Nationalteam die Schnittstelle zwischen Trainerstab und medizinischer Abteilung. Die Dauer einer Karriere ist von vielen Parametern abhängig, aber neben den individuell unterschiedlichen Befindlichkeiten gibt es grundsätzliche Umstände, die einer langfristigen Höchstbeanspruchung im Wege stehen. „Die Gesamtbelastung setzt früher ein, der Einstieg ins Wettkampfgeschehen erfolgt schon gleich nach der Pubertät. Da hast du als 30-Jähriger 15 Jahre Hochleistung am Buckel“, sagt Zallinger und meint: „Naturburschen, die spät in den Spitzensport einsteigen, haben wir sehr selten.“

Der Abschied von Guido Burgstaller (30) aus dem Nationalteam lenkte zuletzt den Fokus auf die physische und psychische Tragfähigkeit des Fußballers. Im ÖFB-Team gibt es derzeit keinen, der sich vorstellen könnte, diesem Beispiel zu folgen. Ein Marko Arnautovic (30) oder ein Julian Baumgartlinger (31) hegen keinerlei solche Ambitionen. Dem Kapitän ist natürlich die Veränderung im Kader voll bewusst. „Viele sind nicht mehr da.“ Die Jungen würden auch schon andere Themen beschäftigen. „Aber ich sehe die Entwicklung positiv. Ich bin froh, dass wir viele Optionen haben.“ Die Konkurrenzsituation sei wichtig, um in einer Qualifikation oder einem Turnier eine breitere Basis zur Verfügung zu haben. Und ihn selbst würde es stärker machen.

Mit der Belastung ist laut Zallinger aber auch die Belastbarkeit gestiegen, der hohe Spielrhythmus (zweimal pro Woche) ist für die Teamspieler keine Ausnahme mehr, sondern die Regel. Das Bewusstsein des Spitzensportlers von heute gegenüber seinem Körper ist größer geworden. Für Teamchef Franco Foda ist wie auch heute gegen Lettland „die richtige Mischung“ entscheidend. „Nur mit jungen Spielern wirst du keinen Erfolg haben, du brauchst auch die Erfahrung.“