Zum jetzigen Zeitpunkt könnte Valentino Lazaro, frei nach John F. Kennedy, verkünden: „Ich bin ein Berliner.“ Der gebürtige Grazer, seit vergangenem Jahr in der deutschen Metropole ansässig, ist angekommen. „Es ist sehr schön, abzuschalten. Ich liebe diesen coolen Lifestyle. Es ist immer was los, man kann auf Konzerte gehen oder auf den Straßen Shows verfolgen. Mir persönlich tut das gut“, vermittelt der 22-jährige Nationalspieler pure Lebensfreude. Die Berliner Luft ist für den Steirer offenbar sehr bekömmlich.

Diese Leichtigkeit des Seins lässt sich wesentlich kunstvoller ausspielen, wenn auch der Arbeitsplatz ideale klimatische Bedingungen bietet. Und so tauchte Lazaro ein in diese Stadt, aber nicht, um „irgendwie mitzuschwimmen“, wie er sagt, sondern um „voranzugehen“. Sein Klub Hertha BSC behauptet sich im Spitzenfeld der deutschen Bundesliga, und das ist eine ungewohnte Erfahrung in einem Verein, dessen Erfolge eine Ewigkeit zurückliegen.

Extralob vom Trainer

Vor allem aber läuft es bei Lazaro selbst so prächtig, dass seine Darbietungen Coach Pal Dardai permanent zu Lobeshymnen über den Steirer veranlassen. „Wir haben in der Vorbereitung das Siegesgefühl bekommen und ich habe das gleich am Anfang bestätigen können. Da wächst das Selbstvertrauen“, sagt der den Angriff favorisierende Verteidiger, dem auf der rechten Seite aber alle Optionen offenstehen.

„Wir spielen einen Fußball, wo ich sehr oft nach vorne komme und auch Tore vorbereiten und selbst erzielen kann. Der Trainer schiebt mir keinen Riegel vor“, weiß Lazaro seinen Freiraum zu schätzen. Der bisherige Höhepunkt war der 2:0-Erfolg über den in die Krise getaumelten FC Bayern. „Da haben wir etwas ganz Spezielles geschafft.“ Die Klubrolle von Lazaro auf der rechten Seite ist natürlich auch ein Fall für Franco Fodas Nationalteam, das am Freitag auf Nordirland trifft. „Ich will Gas geben und die Erfahrung, die ich in Berlin sammle, hier hineinstecken. Es ist jedem bewusst, dass es in der Nations League um etwas geht und Platz eins noch möglich ist.“

Vom Zauberer zum Arbeiter

Der Ruf eines Ballkünstlers eilte dem als Sohn einer Österreicherin griechischer Herkunft und eines Angolaners geborenen Steirer stets voraus. Inzwischen ist er der hochbegabte Kicker aber auch in die Arbeiterklasse aufgestiegen, derart geadelt von Trainer Dardai. „Ich arbeite auf viele spezielle Dinge hin, auf oder neben dem Platz, schaue, wo ich noch einige Prozente rausholen kann“, sagt Lazaro, dessen Dienstzeit nicht auf die Übungseinheiten beschränkt bleibt. „Ich absolviere mein Programm vor und nach den Trainings.“

Salzburg ermöglichte Lazaro die Ausbildung seiner fußballerischen Klasse. Der Wechsel nach Berlin 2017 hat auch einen Bewusstseinstransfer nach sich gezogen. „Es ist alles größer geworden und als Person versucht man, da reinzufinden. Das ist mir schnell gelungen, weil ich gut aufgenommen worden bin. Es macht Spaß, sich weiterzuentwickeln.“