Der ÖFB-Lehrgang für die Spiele gegen Schweden und Bosnien-Herzegowina hat begonnen. Im Gegensatz zu Vorgänger Marcel Koller residieren Sie in Bad Waltersdorf und nicht in Wien, obwohl Sie dort am Donnerstag spielen. Warum?
In Wien gibt es super Hotels, aber wenige Trainingsmöglichkeiten. Mit Bad Waltersdorf habe ich schon als Sturm-Trainer sehr gute Erfahrungen gemacht. Hier gibt es Ruhe, zwei fantastische Trainingsplätze, Topbetreuung und kurze Wege. Wir reisen erst am Spieltag nach Wien. So müssen wir nicht das Hotel wechseln.

Sie haben als Teamchef eine Bilanz von fünf Siegen und einer Niederlage. Dabei gab es u. a. Siege gegen Uruguay und Deutschland. Inwiefern hilft es zu wissen, gegen jedes Team der Welt bestehen zu können?
Wenn man solche Gegner auswählt, gibt es die Gefahr, dass man nicht gewinnt. Ich wollte aber Gegner auf hohem Niveau. Es war gut, dass wir gewonnen haben und die Spieler jetzt wissen, dass man gegen jeden Gegner gewinnen kann, wenn man als Team funktioniert und jeder an seine Grenzen geht. Auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war sehr positiv.

Gegen Bosnien-Herzegowina startet nächste Woche die Nations League. Wie groß ist die Vorfreude auf Ihr erstes Bewerbspiel als Teamchef?
Der letzte Kitzel und das Adrenalin kommen in den Wettbewerbsspielen.

Viele träumen von der EM-Teilnahme 2020. Sind die Hoffnungen berechtigt?
Fakt ist, dass sich Österreich erst einmal für die EM qualifiziert hat. Aber die Mannschaft hat die Qualität dafür, keine Frage. Ich strebe immer nach dem Maximum. Unser Ziel ist die Qualifikation für die EM.

Bei der WM wurde debattiert, ob tief stehende Mannschaften im Vorteil wären gegenüber Ballbesitzteams. In welchem Bereich sehen Sie Ihre Truppe?
Wir waren im Umschaltspiel und auch im Ballbesitz schon gut. Wir müssen das Umschaltspiel in beide Richtungen beherrschen, aber auch in der Lage sein, tief stehende Teams mit einem guten Positionsspiel auszuspielen. Deshalb sollte man sich nicht auf eine taktische Ausrichtung festlegen.

Warum nicht?
Weil die WM gezeigt hat, dass Variabilität und Flexibilität immer wichtiger werden, um erfolgreich zu sein.

Welche Erkenntnisse haben Sie noch von der WM mitgenommen?
Eine weitere Kernbotschaft war, dass es nur über die mannschaftliche Geschlossenheit funktioniert. Frankreich ist als Mannschaft aufgetreten. Superstars wie Mbappe durften ihre Kreativität ausleben, aber sie haben sich für das Team aufgeopfert. Nur so kannst du auch gegen auf dem Papier bessere Mannschaften gewinnen.

Julian Baumgartlinger fällt verletzt aus. Überlegen Sie, David Alaba ins zentrale Mittelfeld zu stellen?
Für mich ist David mit Marcelo der beste Linksverteidiger der Welt. Aber er kann auf vielen Positionen spielen.

Mit Salzburg und Rapid stehen zwei österreichische Teams in der Gruppenphase der Europa League. Was sagen Sie dazu?
Schade, dass es die Salzburger nicht in die Champions League geschafft haben, obwohl sie über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft waren. Aber Fußball ist nicht immer gerecht. Jetzt hoffe ich, dass Salzburg und Rapid in der Europa League viele Punkte für den österreichischen Fußball sammeln und auch weiterkommen.