Die Stimmung nach dem 0:3 gegen Brasilien im ÖFB ist nicht schlecht - viel mehr realistisch. Denn gegen den Rekordweltmeister waren die Österreicher im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion chancenlos. "Sie waren nicht nur stärker, sondern auch der Zeitpunkt - sie sind kurz vor der WM, sie sind auf dem höchsten Level. Bei uns war es das dritte Spiel nach einer sehr, sehr langen Saison, nach 'nem Urlaub. Du hast einfach gemerkt, dass uns die Energie gefehlt hat. Die Mannschaft hat schon alles versucht, sie wollte Pressing spielen, aber wir waren immer einen Schritt zu spät. Das ist einfach so, wenn du dann nicht mehr die Frische hast", sagte Teamchef Franco Foda.

Zu leichte Ballverluste hätten dazu geführt, dass seine Mannschaft ständig hinterherlaufen musste. "Sie stehen alle hinten mit zehn Mann, wenn es sein muss, und wenn sie den Ball gewinnen, geht es mit vier, fünf Mann nach vorne im höchsten Tempo. Und wir haben bei zwei Toren in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren, da war komplett das Zentrum offen, das darf einfach nicht passieren. Da haben sie brutale Qualität im Spiel nach vorne. "

Aber nicht nur der Teamchef war von der Qualität der Brasilianer angetan, sondern auch Marko Arnautovic, der trotz gebrochener Hand durchspielte. Er sagte: "Ich denke, das wird der nächste Weltmeister. Was die für Spieler in der Mannschaft haben, ich denke, die sind eine Klasse stärker als wir. Das war ihre Generalprobe vor der WM, sie haben noch einmal alles reingehauen. Wir sind nicht nachgekommen. Wir haben probiert zuzustellen, wir haben probiert draufzugehen, das ist alles nicht gegangen."

Alessandro Schöpf sagte: "Ich glaube, wir haben nicht so den Zugriff gefunden, wie wir das wollten und wie wir uns das vorgestellt haben vor dem Spiel. Ich glaube, dass Brasilien das sehr, sehr gut gemacht hat und wir weniger gut, und deswegen geht die Niederlage auch so in Ordnung. Die Brasilianer haben eigentlich mit sechs, sieben Mann im Aufbauspiel den Ball gut laufen gelassen, und wir haben da nicht so in die Zweikämpfe gefunden. Wir sind hinten mit der letzten Linie vielleicht ein bisschen zu tief gestanden, deswegen war es für uns vorne auch schwierig, irgendwo in die Zweikämpfe zu kommen, weil sie da einfach in Überzahl waren. Natürlich ist auch bitter, dass wir dann so 1:0 in Rückstand geraten. Ich glaube es (das Tor, Anm.) war abseits, was ich gehört habe."

Tite (Brasilien-Teamchef): "Wir sind stolz. Österreich ist eine Mannschaft mit Qualität. Es war ein sehr schwieriges Spiel, auch sehr körperbetont. Aber wir haben das gut gemeistert. Wir waren sehr beweglich. Wir könnten noch etwas effektiver sein. Ich kenne das Limit von Neymar nicht. Er hat unglaubliche Qualität. Im letzten Drittel kann er tödlich sein."

Leo Windtner (ÖFB-Präsident): "Schön, dass wir sie in Wien gehabt haben. Es war trotzdem ein Fußballfest. Es war auch gut, dass wir gesehen haben, was uns gegen die ganz Großen noch fehlt."

Julian Baumgartlinger (ÖFB-Teamkapitän): "Es war eine kleine Lehrstunde. Wir trauen uns zu, mit so einem Gegner mitzuhalten, aber dass so ein Gegner an einem normalen Tag überlegen ist, wissen wir. Es war ein verdienter Sieg der Brasilianer. Dass sie in der zweiten Hälfte viele Chancen haben, kann passieren, wenn man viel Risiko nimmt, aber wir wollten nicht auf ein 0:1 mauern."

Heinz Lindner (ÖFB-Tormann): "Wir haben alles reingeworfen, in der zweiten Hälfte haben uns aber die Kräfte ein bisschen verlassen. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Es war sicher ein gutes Spiel für mich. Ich wäre enttäuscht, wenn ich in der Nations League nicht spielen würde, genauso wie jeder andere Tormann auch, weil jeder im Training immer sein Bestes gegeben hat."

Sebastian Prödl (ÖFB-Teamspieler): "Die Niederlage war völlig verdient, Brasilien war die bessere Mannschaft. Ich bin nicht pessimistisch, denke auch nicht, dass es ein Rückschlag war oder wir auf der Stelle treten. Ich bin niedergeschlagen und enttäuscht, aber nicht hoffnungslos. Diese Niederlage tut sicher nicht so weh wie gegen eine ebenbürtige Mannschaft. Die Euphorie ist wieder entfacht, das Spiel heute hat das nicht beeinträchtigt. Die Fans haben uns nach dem Schlusspfiff gefeiert. Fußball-Österreich hat den Glauben zurück."