Österreich trifft am Freitag in der EM-Qualifikation auf unsere deutschen Nachbarn, die der Volksmund despektierlich oft Piefke nennt. . .

MARTIN HARNIK (unterbricht schmunzelnd): Das ist nicht so schlimm, ich sehe das eher liebevoll. Wir Österreicher sind für die Deutschen auch oft die Schluchtensch. . .

Als was fühlen Sie sich dann, als deutscher Schluchtensch... oder als österreichischer Piefke?

HARNIK (lacht): Ich bin von beidem etwas.

Sie sind in Norddeutschland geboren und aufgewachsen. Ich nehme nicht an, dass Sie in Ihrer Kindheit viele Spiele der österreichischen Nationalmannschaft gesehen haben?

HARNIK: Ich war in meiner Kindheit Deutschland-Fan. Sportlich sehe ich mich jetzt aber als Österreicher, ohne Wenn und Aber.

Aber ist das Spiel am Freitag für Sie nicht etwas Besonderes?

HARNIK: Es ist ein besonderes Spiel, weil es für Österreich so besonders ist.

Weil Österreich erst in einem bedeutenden Spiel gegen Deutschland gewonnen hat. Sie wissen schon, 1978 in. . .

HARNIK (stöhnt): Ich kann dieses Wort nicht mehr hören. Cordoba zeigt doch nur, wie erfolglos wir gegen Deutschland sind.

Und wenn wir ganz ehrlich und selbstkritisch sind, war diese "historische" Leistung ja auch sportlich wertlos, weil wir als Gruppenletzter der Zwischenrunde trotzdem ausgeschieden sind.

HARNIK (lächelt): Sagen wir es anders. Es war ein sehr schöner Moment für Österreich. Aber eines weiß ich. Irgendwann in meiner Nationalmannschafts-Karriere werde ich dieses Cordoba vergessen machen.

Und wer archiviert dann die unzähligen Berichte über diese Harnik'sche Glanztat, die dann in sämtlichen Medien erscheinen würde?

HARNIK: Meine Eltern, weil die sammeln alle Erinnerungen über meine Karriere. Damit ich meinen Kindern und Enkelkindern einmal etwas zeigen kann.

Wie viele Kindern wünschen Sie sich denn?

HARNIK: Zwei.

Und die dürften gegebenenfalls auch den Beruf des Fußball-Profis angehen.

HARNIK: Warum nicht. Der Fußball ist zwar kein heiliges Geschäft, aber auch kein dreckiges. Ich lebe meinen Traum, und wenn meine Kinder das auch erleben würden, wäre das doch toll.

Sie haben sich seit ihrem Weggang von Werder Bremen enorm gesteigert, avancierten in Düsseldorf und jetzt in Stuttgart zum Torjäger. Wie kam es zu dieser Wandlung?

HARNIK: Ich bin im Kopf reifer geworden. Und ich bin jetzt mehr Profi. Das fängt schon bei der Ernährung an.

Das heißt Vollwertkost statt Omas Schweinsbraten.

HARNIK: Nein, Omas Schweinsbraten ist legendär. Den kannst du auch eine halbe Stunde vor einem Spiel essen - der gibt Kraft.