Bleiben wir bei Emanuel Pogatetz oder muss man Sie nach Ihrer Leistung gegen Hoffenheim "Mister 100 Prozent" nennen?

EMANUEL POGATETZ: Nein, aber alle Zweikämpfe in einem Spiel zu gewinnen, ist nicht alltäglich. Darauf bin ich schon stolz.

Genauso stolz, wie auf ihren Auftritt im ZDF-Studio?

POGATETZ: Da kann man auch stolz sein, denn vor mir waren mit Kurt Jara, Andreas Herzog, Franz Wohlfahrt und Toni Polster nur vier österreichische Fußballer eingeladen.

Und was ist beim Torwandschießen passiert?

POGATETZ (lacht): Wieso, ich habe erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. Ich habe die Torwand getroffen - gleich fünf Mal. Nur ein Mal habe ich sie verfehlt. Wissen Sie, was der österreichische Rekord an der Torwand ist?

Nein.

POGATETZ (lächelt verschmitzt): Kurt Jara hat zweimal ins Loch getroffen. Und der Hermann Maier ein Mal - also öfter als ich.

Themenwechsel. Mit Hannover läuft es blendend. Hätten Sie vor der Saison mit Tabellenplatz drei gerechnet?

POGATETZ: Ich habe mit einem Platz im Mittelfeld spekuliert, aber nie mit so einem Erfolgslauf.

Der Klub scheint den Selbstmord von Tormann Robert Enke überwunden zu haben.

POGATETZ: Das haben die Spieler bereits mit dem Nichtabstieg in der vergangenen Saison getan. In der Mannschaft ist das jetzt kein Thema mehr.

Dafür sollen Sie Thema beim großen FC Bayern sein?

POGATETZ: Diese Gerüchte habe ich gehört. Aber mit mir hat noch keiner gesprochen. Es ist schön, wenn man mit so einem Verein in Zusammenhang gebracht wird.

Wäre so ein Klub nicht ein Traum?

POGATETZ: Jeder Fußballer träumt von so einem Klub. Aber ich bin in Hannover glücklich, habe noch zwei Jahre Vertrag.

Angesichts der Erfolge, muss die Schulter derzeit schmerzen.

POGATETZ: Es geht, ich kenne mittlerweile die Schulterklopfer. Derzeit wird man auf der Straße erkannt, alle freuen sich. In jedem Fenster in der Stadt ist eine Hannover-Fahne.

In Middlesbrough nannte man sie "Mad Dog", liebte ihre rüde Spielweise. In Hannover wurden Sie erst einmal ausgeschlossen, sahen nur vier gelbe Karten. Wo ist der verrückte Hund?

POGATETZ: Von den vier gelben Karten waren drei ungerecht. Stimmt. In meinem ersten England-Jahr habe ich zwölf Gelbe gesehen. Man wird eben ruhiger.

Und die Frisuren seriöser.

POGATETZ (lacht): Die jugendliche Sturm- und Drangzeit ist vorbei.

Wurden Sie von alleine ruhiger, oder half ein Mentaltrainer?

POGATETZ: Meine Eltern sind meine Mentaltrainer.

Und Ihre Glücksbringer.

POGATETZ: Stimmt, sie waren schon bei über zehn Spielen in Hannover dabei und wir haben immer gewonnen. Es gibt im VIP-Klub sogar einen, der schaut, ob meine Eltern da sind und geht dann wetten. Der ist vermutlich schon reich.

Sie wurden im vergangenen Jahr reich an Erfahrung, oder?

POGATETZ: 2010 war ein blödes Jahr. Ich war viel verletzt und in meinem Leben ist viel passiert - auch privat. Dadurch bin ich jetzt gelassener geworden. Das ist eine neue Stärke von mir.

Nach der Trennung von ihrer Frau sollen Sie jetzt wieder frisch verliebt sein.

POGATETZ: Ja, ich habe eine neue Freundin, Kathi. Ob sich das auf meine Leistung auf dem Platz auswirkt, weiß ich nicht. Ich denke schon, denn wenn man privat ausgeglichen ist, läuft vieles leichter.

Apropos leicht. In der EM-Qualifikation warten jetzt Belgien und die Türkei. Was können sich die Fans erwarten?

POGATETZ: Ich hoffe auf vier Punkte, das wäre hervorragend.

Was macht Sie so optimistisch?

POGATETZ: Das Spielermaterial im Team hat sich stark verbessert, dazu kommt gegen Belgien der Heimvorteil.

Nach Österreich kommen Sie nur mit dem Team. Ist in ihrer Karriereplanung auch eine sportliche Heimkehr einmal ein Thema?

POGATETZ (lacht): Das weiß ich noch nicht. Aber lieber würde ich meine Karriere schon bei LA Galaxy beenden als in Ried. Schauen wir was kommt.