Marko Arnautovic, lange Zeit "Enfant terrible" des österreichischen Fußballs, hat eine Saison überstanden, ohne, wie früher in relativ kurzen Abständen, abseits des Spielfeldes verhaltensauffällig geworden zu sein. Bei Stoke City bot er konstant gute Leistungen, erzielte vier Tore und wurde von den Fans zum beliebtesten Spieler des Überraschungs-Neunten der Premier League gewählt. Nationalteam-Kollege Marc Janko sagt: "Er ist sich offenbar der Verantwortung bewusst geworden, weiß, was zu tun ist. Davon profitiert er, davon profitieren wir. Es ist vielleicht die oft zitierte letzte Chance seiner Karriere, denn er ist ja nach wie vor ein Spieler mit riesengroßem Potenzial." Teamchef Marcel Koller meint, dass Arnautovic "ruhiger geworden" sei, aber dass dieser Schritt nach vorne "nicht zu Ende" sei. "Denn er kann noch viel mehr." Koller erwartet sich jedenfalls noch einen "großen Schub". Was aber sagt Arnautovic selbst zum neuen Arnautovic?

Sie scheinen in England ihr Spiel gefunden zu haben und Sie haben in der Premier League bei Stoke vor allem durch Ihre sportlichen Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Wie kam diese Entwicklung zustande?

MARKO ARNAUTOVIC: Ich glaube, dass der Trainer (Mark Hughes, Anm.) einen großen Anteil hat. Er hat mir immer sehr viel Vertrauen geschenkt, an mich geglaubt. Ich habe dann auch hart an mir gearbeitet, im Training und bei den Spielen, und habe alles versucht, dass ich der Mannschaft helfen kann. Gottseidank ist es mir gelungen. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich die Saison so abgeschlossen habe und ich hoffe, dass es so weitergeht.

Was macht Mark Hughes anders als andere Trainer, im Vergleich zu Ihren Vorgängern?

ARNAUTOVIC: Es gibt Trainer, die mit dir viel sprechen und es gibt welche, die weniger sprechen. Und ich denke, diesen Moment in meinem Leben habe ich anscheinend gebraucht, dass ein Trainer zu mir kommt, oft mit mir redet, mir Ratschläge gibt. Ich denke, das zeichnet ihn aus und ich glaube, dass er das gut macht.

In England ist es wesentlich ruhiger um Sie geworden. Früher haben sie häufig mehr durch Eskapaden und skandalträchtige Geschichten aufhorchen lassen. Jetzt hört man nichts mehr aus dieser Richtung. Worauf ist dieser Umschwung in der Persönlichkeit zurückzuführen, wie beurteilen Sie selbst diese Entwicklung?

ARNAUTOVIC: Ich weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Mein Leben ist jetzt ein familiäres Leben. Ich habe eine große Verantwortung zu tragen, vor allem, weil ich jetzt eine Tochter habe. Natürlich kann man sich da nicht Dinge erlauben, die man sich vielleicht früher erlaubt hat. Und das ist wohl jetzt anders bei mir. Es geht vom Fußball nach Hause, Familienleben, in der Früh aufstehen und wieder zum Fußball. Mit der Außenwelt hab' ich nicht viel zu tun.

Wie sehen Sie jetzt Ihre persönliche sportliche Entwicklung, einerseits beim Klub Stoke mit Ihrem Vierjahres-Vertrag, andererseits bei der Nationalmannschaft?

ARNAUTOVIC: Wir werden sehen. Die Saison war gut, aber sie ist vorbei. Ich brauche vorerst nicht zu denken, wie es bei Stoke weitergeht. Das Wichtigste ist, sich jetzt auf diese Tage zu konzentrieren und alles zu geben und dann eine Auszeit zu nehmen.

Gibt es Angebote von anderen Klubs?

ARNAUTOVIC: Das schreiben nur die Medien.

Wie beurteilen Sie nach einer gesamten Saison das generelle Niveau der Premier League?

ARNAUTOVIC: Es ist ganz klar die stärkste Liga der Welt.

Wie sehen Sie die Chancen in der EM-Qualifikation?

ARNAUTOVIC: Das wird nicht einfach. Aber ich denke, wenn wir abrufen können, was wir in manchen Spielen schon gezeigt haben, haben wir eine gute Chance.