Herr Herzog, die wichtigste Frage vorweg: Haben Sie Hausverbot bei Ikea?

ANDREAS HERZOG, (lacht schallend): Nein.

Das heißt, Ihre beiden Tore, mit denen Sie in der Qualifikation für die WM 1998 in Frankreich Schweden einst den sportlichen Garaus machten, haben auf Ihr Leben gar keine Auswirkungen?

ANDREAS HERZOG: Nein, nein, überhaupt nicht. Ich habe auch kein Einreiseverbot in Schweden. Meine Schwiegermutter lebt sogar dort.

Aber wer kann sich an diese Treffer noch erinnern?

HERZOG: Viele. Ich musste zuletzt einige Interviews geben. Sogar schwedische Journalisten haben sich gemeldet.

Sie haben einst Außergewöhnliches geleistet. Ihre sportlichen "Erben" müssen am Freitag in Stockholm auch Außergewöhnliches leisten, um den Traum von der WM weiterzuträumen. Hand aufs Herz, haben wir gegen Ibrahimovic und Kollegen eine Chance?

HERZOG: Schweden ist nicht nur Ibrahimovic, aber auf ihn wird man schon aufpassen müssen, denn er weiß, das wird seine letzte Weltmeisterschaft. Das wird Ibrahimovic in einem Heimspiel zusätzlich motivieren. Aber wenn er ein Tor schießt, schießen wir halt zwei.

Im September 1997, beim 1:0-Sieg gegen Schweden, öffnete ein Gewaltschuss das Tor nach Frankreich. Andreas Herzog und "Schwedenbomben" - wie verhält sich das?

HERZOG (lacht): Sehr gut sogar. Mir schmecken diese Dinger sehr. Für einen TV-Beitrag für ATV musste ich erst kürzlich haufenweise Schwedenbomben essen. Mich hat das nicht gestört.

Stört es Sie eigentlich noch, dass man nicht Sie, sondern Marcel Koller zum österreichischen Teamchef gemacht hat?

HERZOG: Nein. So etwas kann man nicht erzwingen. Ich war ein paar Mal kurz davor, es hat nicht gepasst, jetzt haben sich die Wertigkeiten verschoben.

Inwiefern?

HERZOG: Früher hatten für mich immer die österreichische Nationalmannschaft oder Rapid oberste Priorität. Aber ich habe noch keine Sekunde bereut, in die USA gegangen zu sein. Jetzt könnte ich mir gut vorstellen, hier auch einen Klub zu übernehmen.

Apropos USA: Im Gegensatz zu Österreich haben Sie als Assistenztrainer von Jürgen Klinsmann Ihr Ticket für die WM 2014 in der Tasche. Freuen Sie sich schon auf ihre dritte Fußball-WM?

HERZOG: Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich dabei bin.

Wie bitte?

HERZOG: Mein Vertrag läuft noch heuer aus. In den nächsten zwei Wochen wird über eine Verlängerung verhandelt.

Haben es österreichische Trainer in Österreich eigentlich schwerer?

HERZOG: Sagen wir so: Als Österreicher hat man es in Österreich nicht immer leicht. Wir machen uns oft schlechter als wir sind. Ich habe jetzt zum Beispiel einige Spiele in der Premier League gesehen. Da rennen so viele Wappler herum. Und das, obwohl dort so viel Geld im Spiel ist.

Österreichische Spieler haben es derzeit im Ausland auch nicht leicht. Einige Teamspieler gehören bei Ihren Klubs nicht zum Stammpersonal. Ist der Österreicher-Boom der letzten Jahre zu Ende?

HERZOG: Ich hoffe nicht. Aber es stimmt schon, vor ein bis eineinhalb Jahren hat es bei einigen Legionären noch besser ausgesehen. Die Entwicklung ist leicht negativ.

Als ehemaliger Co-Trainer der Nationalmannschaft und Ex-U21-Teamchef hatten Sie viele der aktuellen Teamspieler unter Ihren Fittichen. Haben sich alle so entwickelt wie erwartet?

HERZOG: Nein, einige haben sich besser entwickelt, andere schlechter.

Das ist das perfekte Stichwort für die A-Frage. Sie wissen schon, A wie Arnautovic.

HERZOG: Ja, auch er gehört zu jenen, von denen ich mir mehr erwartet habe. Aber ich habe ihn zuletzt bei Stoke City gesehen, da hatte er einige gute Aktionen.

Dennoch, einem David Alaba kann er nicht das Wasser reichen.

HERZOG: Nein, aber genialer war immer Arnautovic. Das muss man schon sagen. Für den österreichischen Fußball hoffe ich, dass beide auf dem Platz zusammen harmonieren.