Dass Ilco Naumoski kein Kind von Traurigkeit ist, hat der Mattersburg-Stürmer schon öfter bewiesen. Er hat Mitspieler auf dem Spielfeld gewürgt, den Zeugwart von Wiener Neustadt geschlagen, bei einem Testspiel den Schiedsrichter beleidigt und attackiert (siehe Info-Box unten). Ex-Rapid-Goalgetter Stefan Maierhofer soll er einst ebenfalls bespuckt haben. Rote Karten, Sperren und Skandale gehören zum Mazedonier wie ein Fußball zum Fußball.

Am Samstag legte sich nun Kapfenbergs Ralph Spirk mit dem "Heißblüter" an. Ein alltägliches Verbal-Duell, wie es auf den Fußballplätzen regelmäßig vorkommt. Doch dann griff Naumoski zielsicher in die unterste Schublade. Formatfüllend für die TV-Kameras bedachte er Spirk mit einer eindeutigen "Du-stinkst"-Geste. Zu sehen auf Sky, sowohl in der Pause als auch nach dem Spiel. Eine andere Interpretation ist bei diesen Bildern nicht zulässig.

Lediglich Schiedsrichter Markus Hameter hat's nicht gesehen. Kommt Naumoski deshalb nun ungeschoren davon? Das hängt vom Ethik-Komitee der Bundesliga ab. Laut Liga-Sprecher Christian Kircher hätte das fünfköpfige Gremium unter dem Vorsitz von Rudolf Potocnik die Möglichkeit, "von sich aus tätig zu werden oder nach Anzeige eines Bundesliga-Mitglieds".

Erboster Trainer

Ob Kapfenberg Naumoski anzeigt, ist noch offen. Naumoskis Kontrahent Ralph Spirk wollte sich zur Angelegenheit nicht äußern. Nur so viel sagte der Mittelfeldspieler: "Ilco ist ein emotioneller Typ, das ist typisch für ihn." Kapfenbergs Trainer Werner Gregoritsch sah das Ganze weniger gelassen. Er war auch am Tag nach dem Spiel noch erbost über seinen ehemaligen Spieler. "So was Schlimmes habe ich noch nie gesehen. Das war menschenunwürdig. So ein Spieler gehört vor das Ethik-Komitee und nachträglich gesperrt. Man stelle sich den medialen Skandal vor, hätte Naumoski dieselbe Geste gegen einen farbigen Gegenspieler gemacht. Er müsste einmal länger aus dem Verkehr gezogen werden." Dieser Meinung sind scheinbar auch andere. Die Facebook-Gruppe "Ilco Naumoski gehört weg vom SVM und der Bundesliga" hat nämlich bereits 215 Mitglieder.

Angesichts des Naumoski-Skandals vergaß Gregoritsch fast, dass man beim 1:1 in Mattersburg ein reguläres Tor aberkannt bekam. "Bitter, denn hätte der Treffer gezählt, wäre mehr möglich gewesen", analysiert der KSV-Coach. Den Ausgleich in allerletzter Sekunde verdankt Gregoritsch übrigens seinem Sohn Michael. Dem wurde das Tor nämlich nachträglich offiziell zuerkannt und nicht Stürmer-Kollege Deni Alar.