Herr Peric, es scheint, als wäre die Zeit des Tiefstapelns bei Austria Klagenfurt vorbei. Muss mit dem Herbstmeistertitel die Zielsetzung für das Frühjahr nun automatisch korrigiert werden oder ist das bereits passiert?

Ivica Peric: Das ist die neue Situation, stimmt. Die Umstände haben sich verändert. Jetzt werden wir hinter den Kulissen natürlich alles daran setzen, dass wir die Voraussetzungen für einen Aufstieg schaffen. Unsere Planung wird daher zweigleisig erfolgen. Denn ein Herbstmeistertitel bedeutet nicht automatisch den Meistertitel. Das wäre ja zu einfach. Aber sofern wir es für nötig erachten, müssen wir über Veränderungen im Umfeld nachdenken.

Sie meinen, es wird Transfers geben?

Ivica Peric: Ich bin nicht in der Position, solche Entscheidungen im Alleingang vorzugeben. Transfertätigkeiten erfolgen nur in enger Abstimmung mit der sportlichen Führung. Aber ich gebe zu, sollte uns jemand über den Weg laufen, könnte man über eine Verstärkung nachdenken. Der Kader, das Team und die Breite wie der Klub aufgestellt ist - momentan wirkt das hervorragend. Ein Transfer muss in dieses Gesamtgefüge passen.

Ein Rückblick auf die bisherige Saison, abgesehen vom Sportlichen: Ihr Resümee?

Ivica Peric: Ich habe das Gefühl, dass wir mit offenen Armen in der Stadt empfangen worden sind. Auch von den Fans. Wir wollen das Vertrauen zurückgewinnen und zeigen, dass es nach vorne geht. Seitens Wirtschaft und Politik werden wir gut unterstützt. Das "Karawankenblick-Stadion" ist für uns natürlich nicht optimal, umso mehr freuen wir uns, wenn wir ins ""Wörthersee-Stadion" zurückkehren dürfen. Jetzt müssen wir unsere Geschäftsstelle weiterentwickeln, mit Fan-Artikeln und Merchandising beginnen - wir stehen noch immer am Anfang. Aber der sportliche Erfolg hat natürlich einen großen Anteil, wo wir heute stehen. Wir haben in schwierigen Phasen unsere Serie behaupten können, die Moral stimmt und das Trainerteam funktioniert perfekt mit allen Spielern, nicht nur mit den Zugängen.

Warum hält sich das Zuschauer-Interesse dennoch in Grenzen? Zuviel verbrannte Erde?

Ivica Peric: Die Skepsis ist für mich nachvollziehbar. Seit Anfang der 2000er Jahre traten unterschiedliche Akteure auf, die auch mehrfach etwas probiert hatten. Wir versuchen über Monate nun, dieses Vertrauen wieder herzustellen. Im letzten Heimspiel waren leider nur knapp über 1000 Zuschauer dabei, trotz der sportlichen Brisanz. Wenn das Vertrauen da ist, denke ich, dass die Austria 3000 bis 4000 Zuschauer bei Heimspielen verdient hätte.

Sie haben stets betont, dass Sie in Ruhe etwas aufbauen möchten. Wirkt ein greifbarer Bundesliga-Aufstieg nicht wie ein Drohszenario?

Ivica Peric: Unsere Einstellung ist, mit nötigem Respekt und Demut an die Dinge heranzutreten. Man kann nichts erzwingen, und nichts garantieren. Der Aufstieg wäre eine riesige Aufgabe. Wir fühlen uns dafür aber gewappnet und aus unserem Partnernetzwerk unterstützt. Wie etwa ein gemeinsames Projekt wie das Weihnachtssingen im Stadion beweist.

In der Bundesliga könnte es schnell ungemütlich werden. Da gibt es einerseits die Red-Bull-Achse, dann die Traditionsklubs - glauben Sie, dass die Austria Klagenfurt in einem solch unruhigen Gewässer überhaupt bestehen könnte?

Ivica Peric: Sollte es soweit sein, müsste man natürlich Strukturen und Personal deutlich verstärken. Ich bin schon zuversichtlich, dass wir wettbewerbsfähig sein sollten. Wir sind in puncto Infrastruktur und mit dem Standort in einer Landeshauptstadt gesegnet. Wir verfügen über das schönste Stadion in Österreich. Uns wird beim Gedanken an die Bundesliga nicht bange, dass wir nicht bestehen könnten. Wir wollen da hin, aber wir müssen zuerst ankommen.

Der WAC wird oben bleiben. Verträgt Kärnten zwei Bundesligisten?

Ivica Peric: Warum nicht? Vielleicht wäre es ja sogar ganz gut. Sofern jeder Verein gesund auf eigenen Beinen steht. Es gäbe Derbys mit unterschiedlichem Publikum. Man nimmt sich ja nichts vom Fananteil weg. Der WAC blickt auf 20 Jahre Arbeit in der Klubführung zurück. Sie sind in ihren Kapazitäten aber begrenzt. Bei uns ist das Potenzial riesig, was mir aus dem Umfeld der Austria berichtet wird. Im Fußball besitzt Klagenfurt sicher die größte Anziehungskraft, aus allen Richtungen Kärntens.

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Wie ist Ihr Verhältnis zu WAC-Präsident Dietmar Riegler?

Ivica Peric: Freundschaftlich. Er hat uns vor etwa zwei Monaten in unserer Geschäftsstelle besucht. Also nicht auf neutralem Boden, das möchte ich hervorheben. Wir haben uns Zeit genommen für gegenseitigen Austausch. Dem WAC muss man Respekt zollen, was sie geleistet haben. Bei aller, vielleicht zukünftiger sportlichen Rivalität.

Gäbe es eine gemeinsame Lösung, wenn Sie eine Akademie benötigen würden?

Ivica Peric: Im Falle einer Bundesliga-Lizenzierung muss eine Akademie nachgewiesen werden, stimmt. Es wird demnächst einen runden Tisch mit Riegler und Landessportdirektor Arno Arthofer geben.

Erinnern Sie sich noch an den Moment, als es Ihnen gedämmert ist: Jetzt spielen wir um den Aufstieg?

Ivica Peric: Es gab ihn nicht. Von Runde zu Runde nimmt das Formen an. Aber wie gesagt: Entschieden wird ein Aufstieg im Frühjahr. Aber es hat sich gezeigt, dass wir in der Lage waren, Verletzungen und Gelb-Sperren zu kompensieren. Das kann nur eine starke Mannschaft. Wir haben uns mit dem Thema befasst, aber wir müssen nicht mit aller Macht in die Bundesliga.

Die Spieler scheinen für dieses Projekt motiviert zu sein.

Ivica Peric: Und das werden wir unterstützen. Es ist eine einmalige, historische Chance.