War es im Nachhinein betrachtet ein Glücksfall, dass Andreas Herzog den Trainerposten beim WAC im Sommer abgelehnt hat?

Dietmar Riegler: Ja. Ich glaube, dass wir mit Christian Ilzer eine sehr gute Trainerentscheidung getroffen haben. Das ist ja kein Geheimnis mehr, dass er in Österreich als eine der heißesten Aktien gilt.

Sie haben seinen Vertrag bis 2020 just zu dem Zeitpunkt verlängert, als Ilzer bei Sturm Graz als Nachfolger von Heiko Vogel gehandelt wurde?

Ursprünglich hatten wir vor, darüber in der Winterpause zu sprechen. Als wir merkten, das Interesse an Ilzer ist da, haben wir uns gedacht: Da müssen wir früher handeln.

Gibt es im neuen Vertrag Prämien für das Erreichen der Euro- oder Champions-League-Plätze?

Solche Klauseln für Prämien hatten wir bereits im vorherigen Vertrag.

Die Mannschaft heuer, so heißt es, soll sogar billiger sein als jene aus der Vorsaison?

Wenn man vom Grundgehalt ausgeht, dann ja. Wir haben die Verträge heuer aber leistungsorientierter gestaltet. Mehr Erfolg bedeutet mehr Prämien. Dann wird es zwar teurer. Das passt aber schon so. Ich bin da keinem neidig. Wenn wir viele Punkte haben, ist das ja nur gut für den Klub.

Gut für den Klub ist auch die familiäre Führung. Unterscheidet das den WAC von anderen Vereinen?

Nach Hartberg (fünf Millionen) haben wir das kleinste Budget der Bundesliga. Das liegt inklusive der Akademie bei rund sieben bis 7,5 Millionen Euro. Wir haben nur eine Chance, alle bei Laune zu halten: Wenn der Wohlfühlfaktor hoch ist. Dafür ist vor allem meine Frau verantwortlich.

Waltraud Riegler: Anfang der Saison gibt es viel zu tun: Viele Spieler sind mit Frau und Kindern hier. Ich helfe beim Finden von Ärzten, bei Kindergarten- und Schulplätzen. Vor dem ersten Spiel veranstalten wir einen ,Mädels-Abend’, damit die Spielerfrauen sofort Anschluss haben, sich gleich wohl fühlen.

Die Frauen sind sehr selbständig. Was bei den Männern, so hört man, nicht immer so ist?

Es kam schon vor, dass wir einen Anruf erhielten: „Ich habe keinen Strom.“ Wir schickten einen Elektriker hin, der sich kurz danach schmunzelnd meldete: „Eine Glühbirne wechseln könnte er schon.“

Das Budget ist knapp. Mehr Einnahmen hätte es geben können, wäre die Verteilung der TV-Gelder geändert worden. Dieser Antrag ist aber gescheitert?

Ja. Vor einer Woche hat die Admira einen solchen eingebracht. Bisher werden die TV-Gelder so aufgeteilt: Sockelbetrag + Österreichertopf + Zuschaueranzahl + sportlicher Erfolg. Wir wollten vor allem die Zuschauer raus haben, weil davon vor allem Rapid zulasten der kleinen Klubs extrem profitierte.

Wie fiel die Abstimmung aus?

Nötig gewesen wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit, also 8:4-Stimmen. Geworden ist es ein 7:5, also eine Stimme zuwenig. Neben Rapid und Sturm haben auch Innsbruck, Altach und Hartberg dagegen gestimmt. Was ich absolut nicht verstehe. So verzichten die Klubs auf 200.000, 300.000 Euro. Sogar Salzburg hat sich uns kleinen Vereinen angeschlossen.

Eine zusätzliche Einnahmequelle ist der Europacup. Der ist heuer möglich. Wo würde der WAC denn spielen, wenn in Klagenfurt die Bäume stehen?

Die Qualifikationsrunden würden sich in Klagenfurt ausgehen. Sollten wir es dann in die Gruppenphase schaffen, gibt es zwei Optionen: Graz oder – wenn die Gegner entsprechend attraktiv sind – vielleicht Wien. Ich will da aber keine Diskussionen entfachen. Zuerst müssen wir uns einmal dafür qualifizeren. Der Weg ist noch weit.

Und wird durch den Ausfall von Marc Schmerböck erschwert. Werden Sie Ersatz holen?

Die Situation ist noch recht frisch. Wir müssen uns das erst in Ruhe ansehen. Ein Faktor ist sicherlich auch Dever Orgill, den eventuell ein Meniskus-Eingriff erwartet. Es kann sein, dass wir in dieser Richtung etwas machen werden.

Etwas gemacht werden muss auch bei der Infrastruktur?

Genau. Mit Beginn der Saison 2019/20 muss jedes Stadion über einen überdachten Gästesektor verfügen. Die Planungen sind abgeschlossen. Wir sind in der Ausschreibungsphase, werden im Frühjahr mit der Errichtung beginnen.

Eine weitere Investition wird der Videobeweis werden?

Ich denke, dass es ab der Saison 2020/21 so weit sein wird. Die Bundesliga diskutiert noch, wie das Geld aufgestellt wird – nötig sein werden 1,5 bis 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Für die Schiedsrichter ist der Videobeweis sicher eine Entlastung. Andererseits nimmt es etwas die Emotion aus dem Fußball.

Der WAC liegt in der ewigen Tabelle mit 284 Punkten auf Rang 17. Auf den FC Kärnten fehlen nur 51 Punkte. 2019/20 könnte der WAC bester Kärntner Klub sein.

Dass wir so nahe dran sind, hätte ich nicht gedacht. Was ich schon gewusst habe: Wir sind das siebente Jahr durchgehend in der Bundesliga. Das hat noch kein Kärntner Klub geschafft. Und darauf können wir schon sehr stolz sein.