Es war jene Szene in der 82. Minute, die vermutlich aus der Feder eines Hollywood-Schreiberlings nicht besser hätte entspringen können. Der eingewechselte Philipp Prosenik traf in der Lavanttal-Arena mit seinem sehenswerten Schuss unter die Latte nicht nur zum 1:1-Ausgleich für den WAC, sondern auch seinem angestammten Arbeitgeber mitten ins Herz.

Der 23-Jährige ist nämlich bis Sommer 2018 vertraglich an Rapid Wien gebunden, wurde von den Grün-Weißen für diese Saison an die Lavanttaler verliehen. Trotzdem verspürt Prosenik nach seinem Tor keinerlei Genugtuung, "wobei es schon kein schlechtes Gefühl ist, wenn man gegen seine Freunde trifft". Für den Wiener, der in dieser Saison zwischen Startformation und Ersatzbank pendelte, war es der erste Pflichtspieltreffer für den WAC. "Ich habe schon recht viel gespielt. Aber es ist sehr positiv, dass ich jetzt endlich angeschrieben habe", sagt der Angreifer, "weil mir das zusätzliches Selbstvertrauen gibt".

Lehrjahre im Ausland

Selbstvertrauen kann der Sohn von Ex-Rapid- und Austria-Kicker Christian Prosenik benötigen, schließlich durchlebte der Rechtsfuß in seiner jungen Karriere schon harte Zeiten.
Nachdem Prosenik im Alter von 16 Jahren mit seinem Wechsel von Hütteldorf zum FC Chelsea für Schlagzeilen sorgte, blieb ihm dort wegen einer schweren Knieverletzung ("Es war hart. Aber ich muss auf Holz klopfen, mittlerweile habe ich keine Probleme mehr mit dem Knie.") der Durchbruch verwehrt. Auch sein anschließendes Engagement beim AC Mailand war nicht von Erfolg gekrönt, mehr als eine Einberufung in den Kader der Profis stand am Ende nicht zu Buche.

Nach seiner Rückkehr 2013 zu Rapid konnte sich Prosenik beim Rekordmeister nicht nachhaltig durchsetzen. Umso wichtiger ist für den ehemaligen Nachwuchs-Teamspieler nun die Zeit in Wolfsberg. "Ich will mich nicht für Rapid in die Auslage spielen, sondern für mich selbst." Trainer Heimo Pfeifenberger sieht seinen Schützling zumindest auf dem richtigen Weg. "Er hat es nach seiner Einwechslung gut hinbekommen und ist mit dem Tor belohnt worden." Dass der Gelobte nicht in der Startformation zu finden war, hat für den WAC-Coach einen einfachen Grund. "Ich habe ihn bewusst aus der Startelf genommen, weil emotional zu viel auf Philipp hereingeprasselt wäre."

Für das Heimspiel am Samstag gegen die Admira werden die Karten für den Platz im Angriff zwischen Prosenik und Namensvetter Philip Hellquist neu gemischt. "Wir verstehen uns super und haben einen positiven Konkurrenzkampf. Aber ich werde mich bestimmt nicht zurücklehnen", verspricht der Wiener.