Herr Präsident, vor sechs Jahren habt ihr noch in der Unterliga gespielt. Kommt Ihnen so ein Tempo nicht selbst unheimlich vor?

DIETMAR RIEGLER: Unser Ziel war eigentlich immer, in die Zweite Liga zu kommen. Das hat lange gedauert. Jetzt ist alles sehr rasch gegangen. So gesehen hat es sich ausgeglichen. Aber dass wir schon im zweiten Jahr in die Bundesliga aufsteigen, davon haben wir natürlich nie im Leben geträumt.

Wie lange hat es gedauert, bis man diesen "Schock" verkraftet hat?

RIEGLER (lacht): Der Trainer hat ja sofort gesagt, da hab' ich euch jetzt etwas angetan.

Wenn Sie versuchen, dem Erfolg des WAC drei, vier Begriffe zuzuordnen?

RIEGLER: Ganz einfach. Konsequente, professionelle Arbeit. Jeder im Verein weiß, was er zu tun hat. Es gibt keine negativen Schlagzeilen, das sagt alles über uns.

So eine Standardfloskel im Fußball sagt, "Geld schießt Tore". Tut es das?

RIEGLER: Man hat es ja bei anderen Vereinen gesehen, dass dem nicht so ist. Nehmen wir nur Klagenfurt her. Wir sind doch vom Geld her am unteren Ende aller Bundesliga-Vereine.

Gibt es so etwas wie eine Budget-Wahrheit?

RIEGLER: Beim WAC gibt es die auf alle Fälle. Wir haben auch keine Stars verpflichtet. Wir haben mit unseren Spaniern das Glück, dass solche Spieler aufgrund der Krise günstig zu haben waren. In Österreich findet man in dieser Preisklasse keine Spieler mit derartigem Niveau.

Als was sehen Sie sich eigentlich selbst? Als Präsident? Als Sponsor? Als Mäzen?

RIEGLER: Ich sehe mich als einer, der eine Vision verfolgt hat. Es war schon als Kind meine Vision, einmal beim WAC Fußball zu spielen. Und dann zieht es einen in das Ganze immer weiter hin.

Die drei Begriffe zusammengefasst zum Visionär trifft es also besser?

RIEGLER: Ja, das trifft es vielleicht am besten.

Aber Sie sind zumindest in der glücklichen Lage, dass Sie bei keinem Sponsor betteln müssen?

RIEGLER: Natürlich stecken wir mit unserem Unternehmen Geld hinein. Aber der Schein trügt ein bisschen. Wir haben sehr viele kleine Sponsoren, die uns helfen. Das geht von fünf bis 30.000 Euro. Und die Menge macht dann eine schöne Summe aus.

Könnte man dennoch sagen, Sie sind so etwas wie ein "Dietrich Mateschitz des Lavanttals"? Würde Ihnen dieser Vergleich gefallen?

RIEGLER: Nein, eher weniger. Der Vergleich wird ohnehin schon viel zu oft angesprochen. Aber das bin ich absolut nicht. Schon alleine, weil mein sportliches Gebiet einzig der Fußball ist.

Was ist denn Ihre Einschätzung? Verdienen Fußballer generell zu viel?

RIEGLER: Ich glaube, was bei uns die Fußballer verdienen, das ist angemessen.

Wen meinen Sie mit uns?

RIEGLER: Ich meine den WAC. Man kann das natürlich nicht mit Salzburg vergleichen. Die haben mit 40 Millionen fast das zehnfache Budget.

Verderben solche Vereine Markt und Preise?

RIEGLER: Natürlich wäre es vernünftig, wenn man eine gewisse Linie vorgibt, wenn man eine Art Band einziehen könnte. Aber das funktioniert nicht. Wer das Geld hat, wird es auch ausgeben. Wenn jeder mit den gleichen Vorgaben abrechnet, wären wir schon einen großen Schritt weiter. Ein Spieler wird immer das Geld nehmen, das er bekommt.

Räumen wir gleich alles aus. Gegen Trainer Bjelica hat es unlängst Vorwürfe der Wettmanipulation gegeben . . .

RIEGLER: Ich habe mit ihm natürlich darüber gesprochen. Für ihn kommt das völlig aus der Luft gegriffen. Und ich glaube ihm das auch. Warum kommt so etwas erst nach so vielen Jahren ans Tageslicht? Da ist mein Vertrauen wirklich voll bei ihm.

Haben Sie auf dem Weg dorthin, wo ihr heute steht, auch das Gefühl gehabt, dass man euch den Erfolg neidig ist?

RIEGLER (sehr spontan): Na klar. Das spreche ich offen aus. Von Klagenfurter Seite sind sicher nicht alle erfreut, dass wir in der Bundesliga spielen.

Was antworten Sie eigentlich den Leuten, die fragen, was ein WAC in der Bundesliga verloren hat? Da fällt ja gerne das Wort Provinz.

RIEGLER: Ich vergleiche uns mit vielen anderen Klubs in der Bundesliga. Mattersburg. Ried. Auch Wiener Neustadt. Oder früher Kapfenberg. Mit diesen Vereinen sind wir absolut auf Augenhöhe.

Wenn die Fernsehkameras von einem EM-Stadion in Salzburg nach Wolfsberg schwenken werden, fürchten Sie da nicht eine Art Kulturschock, einen Stilbruch?

RIEGLER: Ich bin sehr stolz auf unser Stadion. Es wird ein Schmuckstückerl. Da ist auch noch Natur dabei. Es ist nicht nur eine Rundumkonstruktion aus Stahl. Für Wolfsberg passt ein Stadion mit 7000 Plätzen ganz genau.

Die Stadionfrage ist damit vorerst geklärt? Klagenfurt ist kein Thema?

RIEGLER: Das ist derzeit überhaupt keine Diskussion.

In Kärnten ist es fast schon eine Unsitte, wie der Sport von der Politik vereinnahmt wird. Wie weit lassen Sie so etwas beim WAC zu?

RIEGLER: Damit habe ich kein Problem. Ich habe mit dem Landeshauptmann eine gute Gesprächsbasis. Aber das ist es schon. Uns wird die Politik in keiner Weise in den Verein hinein regieren.

Für welche Art von Fußball sehen Sie den WAC aufgestellt? Kapfenberg zum Beispiel hat man ja immer vorgeworfen, lediglich das Spiel des Gegners zu zerstören?

RIEGLER: Das wären nicht wir. Unser Trainer gibt die Richtung ohnehin klar vor. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Und wer gewinnen will, muss Tore schießen. Wir sind ganz klar offensiv ausgerichtet.

Wo sehen Sie den WAC am Ende der Saison?

RIEGLER (lacht): In erster Linie nicht an letzter Stelle. Von vier bis acht, in diesem Bereich, das ist mein Wunsch.

Und in vier, fünf Jahren?

RIEGLER: Wir wollen lange in der Bundesliga bleiben. Vielleicht auch einmal im Europacup spielen. Aber das werden wir sicher nicht um jeden Preis erzwingen. Es muss immer alles überschaubar bleiben. Überschaubarkeit, ja, das passt zu uns sehr gut.