Gänsehautmomente gab es für die Fans in Graz im Steirer-Derby gegen Hartberg gleich doppelt – wenn auch in ganz unterschiedlicher Art und Weise. Sekunden vor dem Anpfiff gedachten die 10.171 Zuseher gemeinsam mit den Akteuren auf dem Platz den Kriegsopfern in der Ukraine mit einer Schweigeminute und setzten so ein starkes Zeichen der Anteilnahme und Solidarität. Nach der Partie drehte Rasmus Höjlund nach seinem Elfmetertreffer zum 3:0 (90.) noch eine Ehrenrunde vor dem Sturmanhang und ließ sich frenetisch feiern. „Er braucht die große Bühne und das Energiefeld zwischen ihm und den Fans. Sie können noch einmal mehr aus ihm herausholen“, erklärte Trainer Christian Ilzer die Rasmus-Höjlund-Gesänge der Nordkurve. „Er agiert nicht wie ein 19-Jähriger, sondern wie ein abgezockter Stürmer.“

So einen haben die Hartberger mit Dario Tadic eigentlich auch in ihren Reihen. In Graz kam der Routinier aber nicht zur Entfaltung, was auch der defensiven Ausrichtung der Oststeirer geschuldet war. Bis zur 56. Minute funktionierte die Taktik von Trainer Kurt Russ ziemlich gut. Sturm dominierte zwar, tat sich in der entscheidenden Zone aber schwer. „Der Matchplan war nicht so schlecht, wir waren hinten bis zum Gegentor sehr kompakt. Viele Torchancen hat Sturm nicht gehabt“, analysierte Russ, um auch zuzugeben: „Nach vorne hin hat uns leider die Durchschlagskraft gefehlt.

Durchschlagskraft ist auch das passende Wort, um den Führungstreffer von Stefan Hierländer zu beschreiben (56.). Alexander Prass setzte den Sturm-Kapitän ideal in Szene, dieser bezwang den starken Rene Swete im Tor der Gäste und stellte verdient auf 1:0. „Dann mussten wir aufmachen und mehr Räume hergeben. Gegen Sturm wird es dann noch schwieriger“, wusste Hartbergs Trainer Bescheid.

Aus dem Spiel heraus taten sich die Grazer aber weiterhin schwer und so brauchte es eine Standardsituation, um für die Vorentscheidung im zehnten Bundesliga-Steirer-Derby zu sorgen. Gregory Wüthrich kam nach einem Freistoß von Jakob Jantscher an den Ball und hämmerte diesen unhaltbar zum 2:0 ins Tor. „Wir haben den Druck hochgehalten und Hartberg richtig gestresst. Im entscheidenden Moment waren wir dann bei einem Standard voll da“, sagte Ilzer und zeigte sich äußerst erleichtert über den ersten Sieg im neuen Jahr. „Endlich konnten wir wieder eine Ehrenrunde drehen und unsere Hymne hören, das hat sich richtig gut angefühlt.“ Vor den Feierlichkeiten am Platz schob Höjlund einen Elfmeter nach Foul von Swete zum Endstand von 3:0 ein und sicherte mit seinem vierten Treffer im dritten Spiel wichtige drei Zähler vor der Punkteteilung.

Diese trifft Hartberg in der Qualifikationsgruppe hart. Nach jetzigem Stand hätten die Oststeirer fünf Punkte Vorsprung auf Schlusslicht Altach. Umso wichtiger wäre deshalb ein Sieg im letzten Spiel am Sonntag gegen die WSG Tirol. Am Mittwoch können sie im Cup-Halbfinale bei Ried noch für die große Sensation sorgen.