Spieler werden vor Begegnungen mit dem Ex-Verein oft gefragt, ob sie Kontakt haben mit ehemaligen Kollegen. Wie ist das denn bei Trainern?
Christian Ilzer: Zu ehemaligen Trainerkollegen nicht – die habe ich ja alle mitgenommen.

Und zu Spielern?
Es gibt losen Kontakt. In der Woche vor dem Spiel telefoniert man aber nicht. Wir haben ein super gemeinsames Jahr gehabt, manche Spieler habe ich auch schon aus der Zeit davor gekannt. Da gibt es immer wieder Kontakt, aber nicht regelmäßig.

Sie haben Hartberg als fußballerische Heimat bezeichnet – das sagt man nicht über jeden Verein.
Ich war sechseinhalb Jahre dort, es waren sechseinhalb sehr schön Jahre. Aber im Fußball ist das Gestern nichts wert. Mich freut es, dass Hartberg das eine Jahr Bundesliga hat. Und so wie sie sich bisher präsentieren, werden aus dem einen Jahr mit Sicherheit mehrere werden.

Wie beurteilen Sie die bisherige Leistung der Hartberger?
Hartberg hat viel zu wenig Punkte für die Leistungen, die es bisher gezeigt hat. Wer dachte, Hartberg wäre in der Bundesliga nur Kanonenfutter, ist eines Besseren belehrt worden. Hartberg wird früher oder später die notwendigen Punkte machen, um klar die Klasse zu halten. Der Kader ist nicht schlecht, mit Sanogo, Ljubic und Diarra gibt es drei Nationalteamspieler – die haben wir beim WAC zum Beispiel nicht.

Warum gelingt es in Hartberg immer wieder, eine homogene Truppe zu formen? Ist das Glück?
Glück ist im Fußball gar nichts. Erich Korherr ist einer, der sich nicht in den Vordergrund drängt, aber unglaublich gute Arbeit leistet. Und dann gibt es im Hintergrund einige, die sich ehrenamtlich enorm für diesen Verein einsetzen. Das wird immer wieder belohnt.

Reden wir über den WAC. Was macht die Wolfsberger aus?
Der WAC ist vergleichbar mit Hartberg, aber mit sieben Jahren mehr Bundesliga-Erfahrung, eine großartige Leistung. Der WAC ist ein familiärer, bodenständiger Verein. Im Sommer gab es einen Umbruch, aber es ist gelungen, eine homogene Truppe zu formen.

Sie haben sich früh für den WAC und gegen Hartberg entschieden. Wollten Sie einfach definitiv Bundesliga-Trainer sein?
Die Lizenz-Entscheidung in Hartberg war erst nach meinem Vertragsende fix. Es sah so aus, als würden wir die Lizenz nicht bekommen. Was hätte ich in Hartberg noch gewinnen können? Kein Einziger aus der Startelf wäre zu halten gewesen, alle hätten aber dasselbe Ergebnis erwartet. Für mich war klar, dass meine Mission in Hartberg erfüllt ist.

Sie gelten als geschickter Taktiker. Ist das Talent oder kann man sich das erarbeiten?
Du musst viele Spiele sehen, ein Gespür für das Spiel und klare Vorstellungen entwickeln. Und zu jeder Idee brauchst du eine Methodik, wie man diese Idee aufs Feld bringt.

Wie erarbeitet man sich als junger Trainer diese Methoden?
Ich habe die Trainingslager der Topklubs in der Steiermark genützt, um mich dort umzuschauen, mir viel anzueignen. Auch meine Zeit als Co-Trainer bei unterschiedlichsten Typen hat enorm geholfen. Natürlich beobachtet man die Allerbesten, aber ich schaue auch auf meine Trainerkollegen in der Bundesliga oder im UEFA-Pro-Lizenz-Kurs. Es gibt überall interessante Ansätze.

Wann kommen Sie wieder in die Steiermark? Zu Sturm vielleicht?
Auch wenn es anders wirkt: Ich habe keine Karriereplanung. Um die Zukunft für mich bestmöglich zu gestalten, muss ich im Jetzt gut sein. Und jetzt ist der WAC, da bin ich eingedeckt. Alles andere passiert.