International präsentierte sich der SK Sturm weitgehend unterirdisch. Gut, dass heute wieder die Bundesliga ansteht. Nach 3:2-Siegen gegen Hartberg und Innsbruck wartet auswärts das seit acht Pflichtspielen ungeschlagene Team aus St. Pölten. Unter Trainer Didi Kühbauer haben die Niederösterreicher „eine herausragende Entwicklung“ gemacht, wie Sturm-Trainer Heiko Vogel, der heute erstmals Otar Kiteishvili einsetzen darf, betont.

Obwohl in der Meisterschaft das Punktemaximum auf der Habenseite steht, läuft das Werkl bei den Grazern (Jakob Jantscher wird sich wegen seiner langwierigen Unterschenkelverletzung in Deutschland behandeln lassen) noch alles andere als rund. Das ist allen Beteiligten im Verein und auch außerhalb klar. Vor allem in drei Bereichen gibt es akute Mängel, die es schnell zu beheben gilt.

FITNESS: Die Teamspieler Dario Maresic, Sandi Lovric (beide U21), Peter Zulj und Stefan Hierländer sind ebenso erst später ins Training eingestiegen wie die Neuzugänge Filipe Ferreira, Philipp Hosiner und Otar Kiteishvili. Auch Emeka Eze war wegen einer Knieverletzung lange Zuseher. Aus Mangel an Alternativen mussten aber schon zu Beginn einige Spieler (u. a. Ferreira und Eze), die noch lange nicht bei 100 Prozent sind, voll einsteigen.

PSYCHE: Vor allem bei Peter Zulj kann man sehen, was Rummel um eine Person anstellen kann. Ob England, Deutschland, Frankreich oder Türkei – der beste Bundesliga-Spieler der Vorsaison wurde schon mit Klubs zahlreicher Topligen in Verbindung gebracht. Spurlos ist das nicht am 25-Jährigen vorübergegangen. Noch vor etwas mehr als einem Jahr war er froh, bei Sturm gelandet zu sein, und konnte unbeschwert aufspielen. Nun erwartet jeder von Zulj gleich starke, wenn nicht bessere Leistungen als im Vorjahr. Zudem wissen auch die gegnerischen Teams, dass eine Sonderbehandlung in Form eines Begleitschutzes von Sturms Nummer 10 selbstverständlich sein muss. Dario Maresic fällt es nach einer Topsaison ebenso schwer, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Vieles wirkt nun nicht locker, sondern erzwungen. Nicht vergessen: Es handelt sich um einen 18-Jährigen! Einmal durch ein Wellental zu gehen, ist völlig normal.

TAKTIK: Trainer Heiko Vogel hat mehrfach erwähnt, dass er seinen Spielern vielleicht zu viel zumutet. Das war zu Beginn seines Engagements so und ist auch aktuell der Fall. Ein Zurückrudern, ein Setzen auf Altbewährtes und Erfolgreiches, wäre keine Überraschung. Zumal einige Neue – allen voran Lukas Grozurek – taktische Mängel aufweisen. Der Ex-Admiraner hat in der Offensive seine Vorzüge. Das Spiel gegen den Ball wirkt beim 26-Jährigen aber wie ein Ausflug in eine unbekannte Welt. Er könnte ein Nutznießer der Rückkehr zu einer 4-4-2-Formation sein. Mit einem zweiten Flügelspieler auf seiner Seite hätte Grozurek Entlastung nach hinten. Warum Vogel aber mit diesem Kader eher auf ein 5-3-2 setzen möchte, ist klar: Für das 4-4-2 fehlt ein giftiger Flügelspieler mit hohem Tempo und Stärken im Eins gegen Eins.

Das Überbrücken bis zur Länderspielpause

Vogel ist sich aller Problematiken bewusst. Vor allem zur Lösung zweier Punkte setzt er sich einen zeitlichen Rahmen: Bis nach der Länderspielpause Mitte September sieht er seine Spieler topfit und auch taktisch geschult. Bis dahin aber dürfte bei Sturm weiter viel Krampf zu sehen sein. Aber zum Glück bringen auch Siege mit Krampf drei Punkte.