Es war der 22. Mai 1999 in Graz-Liebenau. In der 35. Minute war der SK Sturm im Stadtderby beim GAK gefordert. Die Tabellensituation hätte zwei Runden vor Schluss spannender kaum sein können. Sturm lag mit 67 Zählern auf Rang eins, Rapid als Zweiter nur einen Punkt dahinter. Der drittplatzierte GAK war mit fünf Punkten Rückstand auf Sturm nur noch theoretisch im Meisterrennen dabei.

Eines vorweg: Rapid besiegte Ried dank eines Treffers von Jürgen Saler in der 89. Minute mit 1:0, wäre bei einem Punktverlust des SK Sturm vor der letzten Runde auf Platz eins gesprungen und hätte den Gewinn des Meistertitels selbst in der Hand gehabt. Aber im (damals noch) Arnold-Schwarzenegger-Stadion in Liebenau entwickelte sich das wohl dramatischste Grazer Stadtderby aller Zeiten - mit dem besseren Ende für Sturm.

Die Aufstellungen

GAK (Trainer Klaus Augenthaler): Franz Almer; Dieter Ramusch, Gregor Pötscher (83. Gernot Sick), Andreas Lipa, Jürgen Hartmann, Marco Grimm, Boban Dmitrovic; Ales Ceh, Enrico Kulovits; Zeljko Radovic (63. Thomas Radlspeck), Benedict Akwuegbu (63. Ewald Brenner)

Sturm (Trainer Ivica Osim): Kazimierz Sidorczuk; Ranko Popovic, Günther Neukirchner, Darko Milanic (50. Gilbert Prilasnig), Franco Foda; Markus Schupp, Markus Schopp, Hannes Reinmayr, Roman Mählich; Ivica Vastic, Mario Haas (83. Jan-Pieter Martens)

Besonderes Detail: Beim GAK standen damals vier Spieler in der Startelf, die später als Trainer oder Co-Trainer in der Kampfmannschaft bei den "Rotjacken" aktiv waren (Almer, Pötscher, Ceh, Kulovits). Bei Sturm waren es gleich sechs Akteure, die später im Betreuerstab der Sturm-Profis waren (Sidorczuk, Neukirchner, Milanic, Foda, Schopp, Mählich)

Spielverlauf

Nach einer torlosen ersten Hälfte wird Gilbert Prilasnig bei Sturm in der 50. Minute eingewechselt. Das sollte später noch wichtig werden. Eine Minute später jubelt Sturm: IvicaVastic erzielt sein 14. Saisontor, bringt den Tabellenführer in Führung. In der 79. Minute kommt es zur wohl kuriosesten Situation in der Geschichte des Grazer Stadtderbys: Prilasnig wehrt einen hohen Ball ohne Bedrängnis mit der Hand ab. Im eigenen Strafraum. Es gibt Elfmeter, Boban Dmitrovic trifft zum 1:1. Zehn Minuten später geht Rapid in Führung und zieht somit an Sturm vorbei. Doch dann die 93. Minute: Einen schönen Angriff des Sk Sturm schließt Jan-Pieter Martens zum 2:1-Siegtreffer ab. Es brechen beim schwarz-weißen Anhang alle Dämme. Sturm gewinnt, bleibt Tabellenführer und wird eine Runde später Meister.

Das Spiel im Video

Um 22.09 Uhr kommen die Sturm-Fans heute auf ORF Sport+ erneut auf ihre Kosten: Die UEFA-Cup-Partie gegen Nottingham Forest aus dem Jahr 1984 wird übertragen. Im Viertelfinale verloren die Grazer auswärts 0:1, wollten den Rückstand vor 21.000 Fans in Liebenau aufholen. Bozo Bakota traf zum 1:0 für Sturm. Es ging in die Verlängerung, in der ein Elfmeterpfiff zugunsten der Briten für den 1:1-Endstand und das UEFA-Cup-Aus der Grazer sorgte.

Sturms Aufstellung (Trainer Gernot Fraydl): Walter Saria; Manred Steiner, Franz Feirer, Peter Huberts (60. Heinz Thonhofer), Rudolf Schauss, Anton Pichler, Walter Hörmann, Zvonko Breber, Bozo Bakota, Laszlo Szokolai, Gernot Jurtin.