Das Wort Lostag kann auch bedeuten, dass viel los ist. Im und um den österreichischen Fußball. Die rot-weiß-rote Brille schaut heute nach Sankt Petersburg, wo die Auslosung für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018 passiert. An dieser Stelle wird jetzt nicht thematisiert, warum FIFA-Präsident Joseph Blatter die Ausrichtung des Großereignisses ausgerechnet an Russland vergeben hat . . . nein, vielmehr soll es darum gehen, dass wir endlich wieder wer sind in der Welt des runden Plastiks, das früher aus Leder war.

Topf zwei nach Top-Jahr

Das Team von Marcel Koller, das seit dem Amtsantritt des Schweizers tatsächlich eine Mannschaft ist, steht in der Weltrangliste auf Platz 15. So gut war Österreich noch nie. Zur Belohnung werden Sindelars Erben heute aus Topf zwei gezogen, das bedeutet, dass man Kalibern wie Italien, Schweiz und Frankreich aus dem Weg geht. Selbstverständlich wird gern die allseits beliebte Frage "Wen hätt' ma denn gern?" gestellt, die immer mit "Wie's kommt, so kommt's" beantwortet wird. Möglich wäre jedenfalls eine Gruppe mit Rumänien, Österreich, Albanien, Färöer, Moldawien und San Marino. Dann würde ÖFB-Präsident Leo Windtner in Russland vermutlich schon die Quartiere bestellen.

Um Selbiges 2016 in Frankreich tun zu können, braucht der ungeschlagene Tabellenführer Österreich aus den verbleibenden vier Qualifikationspartien noch läppische vier Punkte. Ein Übungerl, sich erstmals aus eigener Kraft für eine Europameisterschaft zu qualifizieren, eingedenk, dass mit Moldawien und Liechtenstein noch zwei Teams ins Wiener Happel-Stadion kommen müssen, die sich nicht auf Augenhöhe befinden.

Alle jagen Salzburg

Im Sog der Nationalmannschaft erlebt der Fußball auf Klub-Ebene eine Renaissance. Obwohl die zweite Leistungsstufe, die Erste Liga, heuer von den Vereinsnamen in Summe gesehen prominenter erscheint, wird die Bundesliga in dieser Saison spannend wie lange nicht. Heute wird die erste Runde gespielt, die Ouvertüre bestreiten Aufsteiger Mattersburg und Meister Red Bull Salzburg.

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Ivica Vastic, der ehemalige Fixstern bei Sturm Graz, hat die Burgenländer nach einem missglückten Intermezzo bei der Wiener Austria in die höchste Spielklasse geführt. "Ziel ist der Klassenerhalt", sagt Vastic, der es mit einem neuen Gegenüber zu tun bekommt. Peter Zeidler, ein ehemaliger Gymnasiallehrer aus Deutschland, hat das Traineramt von Adi Hütter übernommen und jenen Innenverteidiger bekommen, den Hütter so vehement eingefordert hatte. Er ist Brasilianer, heißt Paulo Miranda, spielte beim FC São Paulo und kostete 2,7 Millionen Euro. Insgesamt hat Salzburg acht Millionen auf dem Transfermarkt ausgegeben und damit bis jetzt mehr Geld investiert als alle anderen Mannschaften zusammen. Die Übertrittszeit endet am 31. August, Schlag Mitternacht.

Am 29. Juli und 5. August wird der x-te Versuch von Red Bull unternommen, in die Champions League zu kommen, Qualifikationsgegner ist wie im Vorjahr Malmö. Im Gegensatz zu den Vorjahren rechnet man nicht damit, im Konzert der Größten mitzugeigen. "Ich sehe die Champions League als großen Traum. Und arm sind die, die keine Träume haben", sagt Peter Zeidler. "Aber wir würden auch mit der gleichen Begeisterung in der Europa League mitspielen."

Nach den Abgängen von Marcel Sabitzer, Ramalho & Co. hat Salzburg mit einem Durchschnittsalter von 22,7 Jahren den jüngsten Kader. Nicht nur deshalb machen sich die Verfolger Hoffnung, dass es heuer keinen Start-Ziel-Sieg geben wird. Allen voran Rapid, der Klub mit der größten Fangemeinde in Österreich. Der Rekordmeister konnte den slowenischen Teamstürmer Robert Beric halten. Mit Schaub, Tomi, Schobesberger, Prosenik, Alar und Kainz kann Trainer Zoran Barisic aus einer Vielzahl an qualitativ hochwertigen Offensivspielern wählen. Barisic ist seit April 2013 Cheftrainer bei Grünweiß und somit der am längsten dienende Trainer in der Bundesliga.

Gespannt darf man auch auf die Austria mit Neo-Trainer Thorsten Fink sein, dessen Anspruch im ersten Jahr die Top drei sind; und natürlich auf Sturm Graz - welche Asse wird Franco Foda diesmal aus seinem Trainingsanzug-Ärmel ziehen?

Dietmar Kühbauer
Dietmar Kühbauer © GEPA pictures

Für Grödig unter Peter Schöttel war in der ersten Runde des ÖFB-Cups sogar Union Gurten aus der Regionalliga Mitte zu stark - 0:1. Weitere Teams, die um den Klassenerhalt raufen werden, dürften Admira und Ried sein. Für den WAC mit Didi Kühbauer könnte das Kräftemessen mit Borussia Dortmund in der Qualifikation zur Europa League schon der Saisonhöhepunkt gewesen sein.

Die Liga der Heimkehrer

In der Ersten Liga tummeln sich nach dem Aufstieg von Austria Klagenfurt und Austria Salzburg nun gleich fünf Hauptstadt-Teams. Neben dem LASK, Innsbruck und St. Pölten starteten gestern der FAC, Kapfenberg, Austria Lustenau, Absteiger Wiener Neustadt und die Red-Bull-Filiale Liefering in die Saison (siehe Seiten 82/83). Aufsteigen will vermutlich jeder, Liefering darf nicht und wird im Falle des Titels dem Zweitplatzierten den Vortritt lassen.

Der Nebenschauplatz wird zur großen Bühne für ein paar prominente Heimkehrer. Daniel Beichler sucht mit 26 in St. Pölten den Kick; Rene Gartler kehrte Sandhausen (zweite deutsche Liga) den Rücken und will den LASK nach oben schießen; Ex-Bulle Somen Tchoyi heuerte bei Austria Salzburg an; Thomas Pichlmann ist neben Hölzl, Grünwald und Säumel einer von vier Ex-Teamspielern in Innsbruck.

Und dann ist da natürlich der umtriebige Peter Svetits, Ex-GAK, Ex-Austria, Ex-Wr. Neustadt. Seine präsidiale Gegenwart heißt Austria Klagenfurt.