Nicht ganz freiwillig zelebriert der SK Sturm gerade den Doppelpass zwischen Glück und Pech. Trotz schwacher Vorstellung bei der 0:3-Niederlage in Lissabon gegen Sporting schafften die Grazer den Aufstieg in die Conference League. Besser gesagt: Eigentlich machte Atalanta Bergamo die „Arbeit“ für Sturm. Mit dem 4:0 haben die Italiener Sturms unmittelbaren Gegner Rakow klar die Grenzen aufgezeigt. Sturm-Trainer Christian Ilzer sagt in der Pressekonferenz direkt nach dem Spiel artig „Danke“. „Mille grazie“, sagte Präsident Christian Jauk tags darauf in seiner kurzen Wortmeldung während des Heimflugs von Lissabon nach Graz.

Sturm ist im Frühjahr Österreichs einziger Vertreter im Europacup. Nicht dabei sein wird Kjell Scherpen. Der Tormann zog sich im Spätsommer einen Kreuzbandriss im linken Knie zu. Erst jetzt wurde die Verletzung öffentlich gemacht. „Wir hätten auf dem Markt nicht mehr reagieren können. Kjell entschied sich nach ärztlicher Abklärung mit unserem Doc Jürgen Mandl und seinem Stammklub Brighton, die Operation zu verschieben. Höchster Respekt für Kjell, dass er trotz Verletzung weitergemacht hat. Das war großartig, wie er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat“, sagt Geschäftsführer Andreas Schicker. Scherpen wird am Dienstag in London von Andy Williams, dem Kniespezialisten in England, und Österreichs Knieexperten Jürgen Mandl operiert.

Es wird wohl nicht das letzte Spiel Scherpens für Sturm sein. Sein Leihvertrag läuft im Sommer zwar aus, „wir befinden uns aber in finalen Gesprächen mit Brighton, den Leihvertrag bis 2024/25 zu verlängern. Damit hat auch Kjell eine Sicherheit, wie es weitergeht“, erklärt Schicker. „Er zeigt, dass er nicht nur eine körperliche, sondern auch eine menschliche Größe hat. Ein Topspieler, mit Topcharakter, der alles für die Mannschaft getan hat. Tiefster Respekt“, sagte Trainer Ilzer und fügte hinzu: „Wir werden ihm alle Hilfe zukommen lassen, die von unserer Seite möglich ist.“ Die Rehabilitation wird er größtenteils in Graz machen, Teile auch in England.

Suche nach Ersatzmann

„Als mir die Verletzung passiert ist, haben mich alle richtig gut unterstützt. Darum wollte ich die Mannschaft bis zum jetzigen Zeitpunkt auch unterstützen. Ich fühle mich hier richtig wohl und bedanke mich für die Unterstützung“, sagte Scherpen. Dass er ohne Operation weiterspielen konnte, ist der Arbeit von Scherpen selbst sowie den Physiotherapeuten zu verdanken. „Es ist ein Unterschied, ob sich ein Feldspieler oder ein Tormann das Kreuzband reißt. Bei seiner körperlichen Verfassung war es medizinisch zu vertreten, dass er weiterspielt. Mittel- und langfristig ist es aber besser, wenn er sich operieren lässt, damit keine größeren Schäden entstehen“, sagt Sturm-Arzt Mandl.

Die Grazer – im speziellen Tormann-Trainer Stefan Loch – werden sich in der Transferperiode (7. Jänner bis 6. Februar) nach einem Ersatzmann umschauen. „Es geht in Richtung Leihe, weil wir ab Sommer wieder mit Kjell rechnen, wenn alles optimal läuft“, sagt Schicker.