Es gehört schon zum ständig wiederkehrenden Ritual in der österreichischen Fußball-Bundesliga, wenn der FC Salzburg als Meister feststeht. Dann nämlich folgen die Tage des Abschiednehmens. Das Kommen und Gehen hat System im Red-Bull-Gefüge und auch nach dem achten Titel in Folge wird ein Austausch erfolgen, wie in einem Durchlauferhitzer.

Mit Jesse Marsch verlässt der nächste Trainer den österreichischen Vorzeigeklub. Zwei Jahre nach dem zu Mönchengladbach abgewanderten und mittlerweile nach Dortmund weiterziehenden Marco Rose wählt der Amerikaner den herkömmlichen Red-Bull-Weg und geht nach Leipzig. Wen der Coach mitnimmt, ließ er selbst offen, aber Patson Daka gilt als heißester Tipp.

Der Nationalspieler aus Sambia hat dem Vernehmen nach zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwei Optionen, nämlich Leipzig oder Liverpool. Eine dritte, nämlich den Verbleib in Salzburg, wird es nicht geben. Denn Dakas Berater, der frühere Topkicker Frederic Kanoute (Tottenham, Sevilla), hat erst kürzlich erklärt, dass sein Schützling auf jeden Fall weiterziehen wird. Die "Lehrjahre" des Afrikaners sind abgeschlossen. Ob sein Landsmann Enock Mwepu die gleiche Route wählt, ist noch offen.

Auch weitere Abgänge sind nicht auszuschließen, aber die Salzburger können so gut wie jeden Aderlass verkraften. Selbst der Winterwechsel von Dominik Szoboszlai, der bei Leipzig bisher verletzungsbedingt nicht eine Minute spielen konnte, hatte mittelfristig keinen Leistungsabfall zur Folge. Ob das Aus in der Europa League mit dem Ungarn abgewendet hätte werden können, bleibt im spekulativen Raum stehen.

Kennziffer 108

Der Wert der Abgänge ist nicht nur anhand der Ablösesummen, sondern auch an einer anderen Kennziffer, sehr gut ablesbar. Zieht Daka weiter, dann sind in den vergangenen drei Jahren von 108 Toren, verteilt nur auf die jeweiligen Topschützen (Munas Dabbur, Erling Haaland/eine halbe Saison, Daka) nur noch die Spuren in der österreichischen Bundesliga zu verfolgen. 

Nun kommt mit dem 33-jährigen Matthias Jaissle der nächste Trainer auf die Salzburger zu. Weil der Deutsche vom Kooperationsklub Liefering hochgezogen wird, sind, bezogen auf die Spielweise, keine gravierenden Änderungen zu erwarten. Auch die Erwartungshaltung bleibt konstant. Der Einzug in die Gruppenphase der Champions League gilt als Mindeststandard. Salzburg muss dafür das Play-off gegen einen europäischen Meister, der nicht den Topligen entstammt, überstehen.

Für Ersatz ist gesorgt, auf junge Spieler wie Daka folgen sehr junge Akteure wie der schon auffällig gewordene Karim Adeyemi. Zudem sind die nach langen Dopingsperren wieder einsatzbereiten Sekou Koita und Mohamed Camara fast wie Neuzugänge zu betrachten. Die Salzburger finden immer eine Antwort. Und am nächsten Samstag werden bei der Meisterehrung erstmals auch wieder (3000) Zuschauer dabei sein dürfen.