Was war die Motivation, sich für Roland Schmid als neuer Rapid-Präsident zu engagieren?
HANS KRANKL: Die vergangenen Saisonen waren sportlich eine Katastrophe. Daher haben sich sieben Rapid-Legenden zusammengesetzt und beschlossen: Es muss eine starke Veränderung her. Roland Schmid ist ein anständiger Mensch mit einem großen Herzen für Rapid. Dem geben wir unsere Stimme.

Sie hatten immer eine Nähe zu den Ultras, die sich für Martin Bruckner ausgesprochen haben.
KRANKL: Ich habe noch immer viele Freunde im Block West und es stimmt nicht, dass alle Ultras für Bruckner sind. Man muss sie fragen, warum. Wenn sie sich so entscheiden, ist das zu akzeptieren. Es gab bisher bei Rapid noch nie eine demokratische Wahl, das halte ich für unfassbar. Und erstmals werden auch die Legenden, die viel für Rapid geleistet haben, ernst genommen.

Als Sprecher nach außen soll Ernst Dokupil ins Schmid-Präsidium rücken. Haben sie daran gedacht, persönlich in dieses Gremium zu gehen?
KRANKL: Nein, Dokupil ist der Älteste in unserem Kreis und er ist unsere Stimme. Wir sieben haben mehr als 2000 Spiele für Rapid gemacht – wer sollte es besser wissen? Wenn Roland Schmid Präsident wird und will, dass ich ihn berate, stehe ich zur Verfügung.

Was muss bei Rapid besser werden?
KRANKL: Rapid hat das schlechteste Jahr in der Geschichte hinter sich. Aber die Fehler bei Transfers und Trainerbestellungen ziehen sich schon über viele Jahre hin. Der Rapid-Geist ist auf diesem Wege verloren gegangen. Die sportliche Seite muss kritisiert werden. Wirtschaftlich bin ich kein Experte, das können andere besser beurteilen.

Warum ist das Verhältnis zwischen dem Jahrhundert-Rapidler und der aktuellen Führung zerrüttet?
KRANKL: Das Problem ist ja bekannt. Vor sechs Jahren wurde Erich Kirisits vom Wahlkomitee nicht zur Wahl zugelassen, das war ein abgekartetes Spiel. Seither gehe ich nur noch beruflich für Sky ins Stadion und auch nicht in den Legendenklub. Was mich stört: In den letzten Wochen sind viele Fouls an Schmid begangen worden, Schmutzkübel wurden über ihn ausgeschüttet und er wurde durch Lügen schlecht gemacht. Es ist zugegangen wie in der Politik.

Schmerzt die Distanz zu ihrem Verein?
KRANKL: Ich habe 20 Jahre für Rapid gespielt, war Trainer und bin in Hütteldorf vom kleinen Buben zum Mann geworden. Mein But ist grün, natürlich tut das weh und ist nicht lustig. Wenn ein Jahrhundertspieler nicht mehr zu seinem Verein geht, ist das traurig. Aber ich habe Charakter und lasse mich nicht verbiegen. Das geht nicht.

Was würden sie bei Rapid ändern?
KRANKL: Rapid muss wieder das Wichtigste werden, viele im Verein denken nur an sich selbst. Die berühmte Rapid-Philosophie ist abhanden gekommen. Schauen sie nach Barcelona, Liverpool, Real Madrid oder Bayern München: Dort wird die eigene Philosophie gelebt, die ist nicht verhandelbar. Trainer und Sportdirektoren kommen und gehen, aber die Philosophie muss bleiben. Und für die Seele von Rapid hilft kein neues Stadion.

Auch Martin Bruckner hat mit Gerry Willfurth eine Legende im Team.
KRANKL: Ich habe mit ihm zusammengespielt und mag ihn sehr. Aber ist es glaubwürdig, uns nachzuahmen und jemanden zu holen, der 25 Jahre nicht im Stadion war, weil er sich beruflich anders orientiert hat und zufällig mit Martin Bruckner beim Bundesheer war? Wir wollen eine neue Ära einläuten und Rapid wieder dorthin bringen, wo mein Herzensklub hingehört.