Nach beinahe jedem Fußballspiel gibt es Diskussionen über strittige Schiedsrichter-Entscheidungen. Teils sind die Regeln in einigen Fällen nicht eindeutig genug, und der Unparteiische muss sich auf sein eigenes Gefühl verlassen. Das hat jetzt in einigen wesentlichen Punkten ein Ende. Die neuen Regeln gelten natürlich auch für die am 26. Juli startende Bundesliga-Saison 2019/20.

Hier sind die wesentlichsten Änderungen:

Auswechslungen

Müdes Traben Richtung Ersatzbank ist eine beliebte Methode von ausgewechselten Spielern, im Falle einer Führung noch ein bisschen Zeit von der Uhr zu nehmen. Ab kommender Saison wird Zeitschindern aber ein Strich durch die Rechnung gemacht. Der auszuwechselnde Spieler muss das Spielfeld beim nächstgelegenen Punkt der Begrenzungslinie verlassen, außer der Schiedsrichter erteilt ihm eine andere Anweisung. Damit entfällt die Wartezeit auf die Ablösung. Das Abklatschen ist damit großteils wohl Geschichte.

Rote Karten gegen Trainer

Disziplinarmaßnahmen gegen Spieler sind gang und gäbe, auch wenn sie auf der Ersatzbank sitzen, können sie vom Schiedsrichter gelbe und rote Karten kassieren. Neu ist nun, dass auch Teamoffizielle wie Trainer, Masseure oder Sektionsleiter eine rote Karte erhalten können. Sollte nicht feststellbar sein, wer eine strafbare Handlung getätigt hat, wird der „Cheftrainer“ damit belegt. In der Folge einer "Roten" muss der Betroffene den Innenraum verlassen.

Keine Schiedsrichter-Tore mehr

Zu teils kuriosen Szenen kam es, wenn Schiedsrichter an einem Tor direkt oder indirekt beteiligt waren. Durch ungewollte Ballkontakte konnten sich Schiedsrichter daher schon Torschützen oder Assistgeber nennen. Ab nun gilt, dass der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen muss, wenn der Ball einen Spieloffiziellen (Schiedsrichter, Schiedsrichter-Assistenten, 4. Offiziellen) berührt und
- ein Team einen aussichtsreichen Angriff startet
- der Ball direkt in ein Tor geht
- das Team das in Ballbesitz war, wechselt.

Handspiel

Oft diskutiert, wild umstritten ist die Regelung, die das Handspiel betrifft. Dass eine absichtliche Berührung des Spielgeräts mit der Hand in der Sportart Fußball regelwidrig ist, dürfte klar sein, mehr aber auch nicht. Ab kommender Spielzeit wird als Handspiel gewertet:

  • Absichtliches Berühren des Balls mit der Hand/dem Arm, einschließlich der Bewegung der Hand/des Arms zum Ball
  • Erlangen des Ballbesitzes bzw. der Ballkontrolle nachdem dieser mit der Hand/dem Arm berührt wurde und
    - in das gegnerische Tor geschossen wird oder
    - sich eine offensichtliche Torchance dadurch ergibt
  • Bei der Erzielung eines Tors, wenn der Ball direkt von der Hand/dem Arm abprallt, auch wenn es unabsichtlich geschieht.
  • Berühren des Balls mit der Hand/dem Arm, wenn der Körper dadurch unnatürlich breiter gemacht wird,
  • die Hand/der Arm befindet sich über der Schulterhöhe

nicht als Handspiel wird gewertet, wenn:

  • der Ball direkt vom Kopf oder Körper bzw. Fuß des Spielers oder eines sehr nahestehenden Gegners kommt
  • der Spieler stürzt und die Hände bzw. Arme dazu benützt, um sich abzustützen und sich vor dem Sturz zu schützen. Diese Neuerung kommt für David Alaba zu spät. Der Bayern-Legionär kassierte 2012 aufgrund eines solchen Vergehens im Champions League-Halbfinale eine Verwarnung und war für das folgende Finale gesperrt.

Freistoß-Mauer

Vor einem Freistoß formieren sich Spieler der verteidigenden Mannschaft bekanntlich zu einer Mauer, um den Ball womöglich zu blocken. Immer wieder schleichen sich dabei auch Spieler des gegnerischen Teams in die Blockade - auch damit ist jetzt Schluss. Wenn drei oder mehr Verteidiger eine Mauer bilden, so müssen sich die Gegenspieler mindestens einen Meter davon entfernt befinden und warten, bis der Ball im Spiel ist. Hält sich ein Spieler nicht daran, wird ein indirekter Freistoß gegen seine Mannschaft verhängt.

Elfmeter-Einschüchterung

Ein Elfmeter gilt als reine Nervensache. Verständlicherweise versuchen Torhüter den Schützen vor einem Strafstoß mit Tricks einzuschüchtern. Ab kommender Saison wird nun ausgefuchsten Keepern ein Riegel vorgeschoben. Der Torhüter muss mit Blickrichtung Spieler auf der Torlinie stehen und darf weder die Torpfosten, noch die Querlatte oder das Netz berühren.