Es ist so weit: Didi Kühbauer kann seinen Traum, Rapid-Trainer zu sein, in die Tat umsetzen. Er wurde in Wien am Dienstag präsentiert, nur etwas mehr als 48 Stunden nachdem sein Vorgänger Goran Djuricin seines Amtes enthoben, ja erlöst wurde von den Anfeindungen der Fans und der schlechten Bilanz in der Liga. Das Interesse war groß. "So voll war es noch nie", raunte Rapid-Kapitän Stefan Schwab beim Hinsetzen noch seinem Pressesprecher zu.

Kühbauer, nach wie vor von einer schweren Erkältung geplagt, meinte: "Ich war überrascht, dass ich gefragt wurde. Dass sich der Kreis schließt, dass ich hier Trainer sein darf, ist unglaublich." Aber eines weiß der 47-Jährige auch. "Ich muss liefern, ich brauche Resultate. Ich weiß, dass wir als Mannschaft funktionieren müssen, in der Europa League, in der Meisterschaft. Und es bleibt wenig Zeit."

Sein erstes Ziel: "Ich will, dass alle wieder an Rapid glauben!" Viel Zeit bleibt nicht, am Donnerstag geht es schon gegen Glasgow, am Sonntag in der Meisterschaft Mattersburg. Und Kühbauer stellt klar: "Ich muss meine Mannschaft ja kennenlernen. Ich kann ja nicht zaubern. Ich kenne die fußballerische Seite, aber nicht die persönliche. Fußballerisch weiß ich, das was fehlt, aber das lag auch am Druck. Und dieser Druck ist weg! Wir schauen nur noch in die Zukunft", sagte Kühbauer.

Zu den zwei anstehenden Spielen meinte er: "Die Zeit ist eng, aber wir haben auch in Glasgow eine Chance. Und drei Tage später werden wir alles tun, um auch Mattersburg zu schlagen - wir werden sie schlagen müssen!" Und er meinte: "Mir ist es wichtig, die Spieler auch menschlich kennenzulernen. Das wird dauern." Was das System betrifft, meinte er: "Ich werde das spielen, was der Mannschaft gut tut. Nicht so, wie in St. Pölten, weil Rapid offensiver denken muss, aber wir müssen an beiden Enden gut Fußball spielen - und da habe ich ein Manko gesehen!" Das Team darf sich jedenfalls auf scharfes Training freuen: "Schwitzen hat noch keinem weh getan!"

Und dann erfolgte der Appell an die Fans: "Jetzt ist es wieder Zeit, dass die Mannschaft unterstützt wird. Ich will nicht, dass man uns Staubzucker in den ... eh scho wissen ... bläst, aber jeder sollte jetzt wissen, dass es darum geht, Rapid nach vor bringt." Und dann kam auch ein Seitenhieb auf Hans Krankl, der meinte, Kühbauer dürfe das Angebot nicht annehmen, Rapid Trainer zu werden, wenn er Charakter habe. "Ich denke, er hätte es auch angenommen", meinte Kühbauer. Und weiter: "Aber jeder kennt meine Geschichte hier, weiß, dass es mein Herzensklub ist. Ich allein bin keine Garantie, ich kann nicht an zwei Schrauben drehen und alles geht."

Bickel: "Ich musste Djuricin entlasten!"

Der Beginn der Pressekonferenz gehörte aber Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel. Und der machte lang und breit klar, wie es zur Wahl von Kühbauer gekommen war. "Man hat im Spiel am Samstag gesehen, dass es schwierig war, weil man gespürt hat, dass alle wollen, aber dass wir nicht mehr können. Und da war mir klar, dass man die Mannschaft, dass man auch den Trainer von allem befreien muss. Das war eine emotionale, bleibende Sache, die da abgelaufen ist. Was Gogo Djuricin ausgehalten hat, war fast unmenschlich, es war auch für ihn befreiend – ich danke ihm."

Und dann ging es um die "Liste", die der Schweizer "immer mitführt, ich rede oft mit anderen Trainern, nur nicht mehr in der Öffentlichkeit. Für mich war das Wichtigste, dass wir schnell handeln können. Ziel war es, binnen 48 Stunden." Und - noch wichtiger: "Ich wollte einen Trainer, der mit dieser Mannschaft umgehen kann, es war wichtig, dass wir Ruhe reinbringen. Und es war klar, dass du das nur mit einem Trainer mit großer Reputation schaffst, oder mit einem Trainer, der akzeptiert wird. Da wird die Liste nicht mehr sehr groß."

Die Angst vor der Liga

Nickel weiter: "Wir brauchen schnelle Resultate, wir brauchen das obere Play-off. Und da ist für mich Didi der richtige Mann, er war der oberste auf der Liste", bekräftigte Bickel, "wir können es uns nicht erlauben, nicht in den Top sechs dabei zu sein!"

Auch der Kapitän war erleichtert: "Wir haben turbulente Tage hinter uns. Und wir danken dem Verein, dass es so schnell gegangen ist. Wir haben jetzt den starken Mann an der Front, den wir brauchen, dass wir einen Weg vorbekommen, dem wir folgen können." Und, so meinte Stefan Schwab: "Die Vergangenheit muss abgehakt sein, wir schauen nach vorne!"

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