Die Österreicher-Filiale sorgt für ein Märchen! Dank eines Treffers in der Nachspielzeit hat Barnsley gegen Brentford einen 2:1-Sieg gefeiert und am letzten Spieltag der Championship, Englands zweithöchster Spielklasse, den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt geschafft. Zwar reichte es nur für Platz 22, doch das insolvenzbedrohte Wigan wird dank eines Zwölf-Punkte-Abzugs, der noch bestätigt werden muss, zurückgereiht. So dürfen mit Trainer Gerhard Struber, Michael Sollbauer, Marcel Ritzmaier und Patrick Schmidt vier Österreicher den Ligaerhalt bejubeln.

Ex-WAC-Spieler Sollbauer fiel ein regelrechter Felsbrocken vom Herzen: "Es war eine extrem schwierige Ausgangsposition. Wir haben letztlich das Maximale erreicht", sagt der 30-Jährige, der von einer speziellen Erfahrung spricht, die er in dieser Saison durchlebt hat: "In so einer beinharten Liga bis zur letzten Minute gegen den Abstieg zu spielen und es dann zu schaffen, ist Wahnsinn. Der Druck, die Anspannung und auch die Trennung von der Familie waren enorm." Beim eigentlich eher introvertierten Typ kamen die Emotionen nach dem Sieg hoch: "Ich bin immer der, der Ruhe bewahrt, ab da gab es kein Halten mehr."
Ein Partymarathon blieb aufgrund von Corona leider aus. Der Jubelstimmung tat es dennoch keinen Abbruch: "Mannschaftsintern wurde gefeiert, aber die Ansteckung bleibt im Hinterkopf. Die Situation hier in England ist noch viel angespannter als in Österreich. Jeder ist jetzt froh, dass er nach Hause kommt."

Sein wohl größter Fan, sein eineinhalbjähriger Sohn Moritz, nahm seinen Papa gestern in Klagenfurt in Empfang. "Ich habe ihn über zwei Monate nicht gesehen, zwar gab es täglich Videotelefonie, aber das ist ja ganz was anderes. Ich freue mich jetzt auf ihn und werde die Zeit mit der Familie genießen. Und einmal nicht an Fußball denken."

Zwei Wochen bekamen die Kicker von Struber frei. Voraussichtlich sollte es in der zweiten Septemberwoche mit der Meisterschaft wieder losgehen. Zwei Jahre hat der Chef vom Dienst in der Defensive noch Vertrag, Interesse gäbe es aber schon von anderen Klubs. "Derzeit konzentriere ich mich nur auf Barnsley. Die Reise ist noch nicht vorbei."
Gemeinsam mit Sollbauer reiste Marcel Ritzmaier nach Klagenfurt zu seiner Freundin. Dort blickte der Judenburger noch einmal zurück: "Wir haben immer daran geglaubt und gewusst, dass wir unsere Chancen bekommen und die drei lebenswichtigen Punkte holen können. Nach dem Schlusspfiff ist Stolz und Erleichterung aufgekommen, weil wir es mit unserer jungen Mannschaft wirklich geschafft und uns vorher viele schon abgeschrieben haben."

Punkteabzug fix

Dass der Klassenerhalt hält und Wigan fix die zwölf Punkte abgezogen werden, ist für den Steirer klar. "Was wir wissen, ist alles fix und festgelegt, das haben auch die britischen Medien nach außen hin veröffentlicht und kommuniziert. Es gibt bei uns keine Angst, dass das nicht hält und widerrufen wird", sagt der Mittelfeldspieler, der in der Winterpause vom WAC kam.

Ritzmaier ist jetzt abgehärtet: "Man muss natürlich mental auf einem hohen Level sein, damit man die ganzen Rückschläge verkraftet und immer wieder aufsteht. Ich habe schon in den Niederlanden erlebt, wie ein Abstiegskampf vor sich geht. Aber die Intensität des Fußballs in England ist ganz etwas anderes. Man merkt schon, dass der Tank leer ist. Ich freue mich, jetzt drei Wochen abzuschalten und den Kopf daheim bei der Familie freizubekommen." Eine Rückkehr nach England ist fix: "Ich bleibe auf jeden Fall dort. Es gibt keinen Grund wegzugehen. Mein Vertrag läuft bis 2022. Wenn ein anderes Angebot kommt, höre ich es mir aber schon an."