Sie waren ebenbürtig, die Bayern, bis zum zweiten Gegentor. Aber nach dem Schlusspfiff standen einander im Etihad-Stadion zu Manchester zwei Fußballwelten gegenüber. Auf der einen Seite die nach dem 3:0-Triumph große heile der heimischen Himmelblauen, auf der anderen der angeschlagene rote Kosmos, aus dem Worte nach draußen drangen, die zum Teil klangen wie weltfremde Botschaften aus einem Parallel-Universum, wenngleich die Einschätzungen nicht ganz falsch waren.

Thomas Tuchel, nach wie vor ein Neuankömmling in der Bayern-Gesellschaft, erklärte, „hochzufrieden“ zu sein. „Ich weigere mich, die Leistung schlechtzureden. Es fehlt noch ein bisschen Form, ein bisschen Vertrauen, ich habe mich ein bisschen schockverliebt in die Mannschaft, das hat Spaß gemacht, zu coachen.“ Ein bisschen ist in einem großen Champions-League-Match – und das war es – aber eben doch zu wenig. Tuchel weiß, er kann es sich mit den Spielern nicht verscherzen, daher redete er sich auf einem Auge blind, die andere, die schlechte Hälfte, ließ er aus, bis auf die nicht zu übersehende Wahrheit. „Das ist ein ganz bitteres Ergebnis, aber abgeschenkt wird nichts.“

Erklärungsbedarf

Mehr Erklärungsbedarf auf der Münchner Seite hat Oliver Kahn. Der Vorstandschef muss in dieser Frühphase nach dem Tauschmanöver auf der Betreuerbank den Trainerwechsel und damit auch die unmittelbaren Konsequenzen verantworten. „Es sieht nicht gut aus“, aber er habe im Fußball schon „Unglaubliches“ erlebt. Und es gebe eben auch noch ein Rückspiel. Vielleicht denkt Kahn da an die ersten 70 Minuten. Doch mit diesem Resultat haben die Bayern nach dem Aus im Pokal nun auch das Ziel namens Champions League weitgehend aus den Augen verloren. Und das nach acht Siegen in den vorangegangen acht Saison-Spielen.

Und dann wird die Mannschaft noch von einem internen Eklat erschüttert. Laut der Bild-Zeitung kam es in der Kabine zu einer Handgreiflichkeit zwischen Leroy Sané und Sadio Mané, der seinen Kollegen ins Gesicht geschlagen haben soll. Schon während des Spiels waren die beiden aneinandergeraten. Der vom Klub vorerst nicht kommentierte Vorfall sorgt nun für zusätzliche Unruhe.

Haaland uneigennützig

Auf der Insel wird derweil schon damit spekuliert, dass nun endlich die Zeit reif sein könnte für Pep Guardiola und Manchester City, dass dieses Match den immer wieder zugezurrten Knoten endlich lösen könnte für den Titel in der Champions League. Erling Haaland wurde in den letzten 20 Minuten zum Mann des Spiels, nachdem Kevin de Bruyne den Platz verlassen hatte. Zunächst glänzte der Norweger durch eine uneigennützige Muster-Vorlage für Bernardo Silva zum 2:0, dann war der Stürmer mit dem 3:0 einmal mehr selbst zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es war sein 45. Saisontor, das elfte in der Champions League.

Guardiola berichtete, was er zuvor durchgemacht hatte. „Es war überhaupt nicht angenehm, ich bin emotional erledigt und heute um zehn Jahre gealtert“, erklärte der Katalane und warnte: „Man braucht zwei gute Spiele.“ Der FC Bayern sei etwas Besonderes. „Ich weiß es, ich war dort.“