Franco Foda hatte in den vergangenen Tagen jeden Abend einen Fixtermin: 21 Uhr, Europa oder Champions League. Und er wird auch am Sonntag beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon hinter dem Fernsehgerät sitzen. Mit klarer Präferenz – nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er selbst Deutscher ist: „Ich hoffe, die Bayern gewinnen. Weil David bei ihnen spielt.“ David, das ist natürlich David Alaba, der auch in der Nationalmannschaft Fodas Stütze ist. Der wiederum zeigt sich durchaus beeindruckt von dessen Leistung als Abwehrchef, beileibe nicht als Einziger.

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Beeindruckt war Foda aber von den Finalturnieren in der Europa und Champions League im Gesamten. „Manche haben gedacht, dass es viel taktischer sein würde, dass die Vereine bei nur einem Spiel versuchen würden, defensiv zu stehen. Aber das Gegenteil war der Fall, es war wirklich guter Offensivfußball, es gab viele Tore. Und die Spiele, die waren wirklich zum Großteil sehr, sehr gut“, zeigt sich der Wahl-Grazer beeindruckt.

Detail am Rande: Foda blendet sich in den Übertragungen auch gerne den mitgelieferten Hintergrundton ein, der die (abwesenden) Fans zumindest als Geräuschkulisse lebendig macht. „Dann“, sagt er, „passt das gut. Aber klar ist natürlich, dass der Fußball die Fans braucht.“

Trotz des Spektakels, das sich viele vom Endspiel versprechen: Für Foda liegt das Geheimnis des Erfolgs weniger am 400-Millionen-Euro-Sturm der Franzosen mit Neymar und Kylian Mbappe – und auch nur bedingt an der Torquote von Robert Lewandowski. „In diesem Spiel wird wohl die bessere Abwehr gewinnen“, sagt der ÖFB-Teamchef mit einem Lächeln. Das heißt, dass David Alaba eine ganz besondere Rolle zukommt. Ihm und seinen Kollegen obliegt es nämlich, der Offensivkraft der Truppe von Thomas Tuchel die Energie zu rauben, die blitzschnelle und schwer kontrollierende Explosivität von Mbappe so gut wie möglich zu unterbinden – um der eigenen Offensive genug Raum zu geben, ihr eigenes Feuerwerk abzubrennen.

Ein sportliches Detail macht das heurige Finale in außergewöhnlichen Zeiten und ohne Fans aber ohnehin schon besonders: Denn erstmals seit 1998 wird der Sieger der Champions League – der Liga der Meister – wieder zwischen zwei „echten“ Landesmeistern ermittelt, denn sowohl die Bayern als auch Paris gingen als nationale Titelträger im Herbst in die Champions-League-Saison, beide haben auch dieses Jahr wieder die Titel in Deutschland und Frankreich erobert. Und weil beide auch den Pokal für sich entschieden, geht es für die Pariser wie für die Münchner am Sonntag um das begehrte „Triple“ – den Sieg in allen Bewerben: Meisterschaft, Pokal und Champions League.