Die Statistik des Scheiterns ist ein Mahnmal, aber es hat sich in keiner Weise zum überlebensgroßen Monument ausgewachsen. In ihm verborgen ist vor allem auch ein Erfahrungsschatz, der heute seinen wahren Wert offenbaren kann. Die Summe ergibt den Aufstieg in die höchste Kategorie des europäischen Klubfußballs. Zehn plus eins ist eins. So lautet die Rechnung für den FC Salzburg, der im elften Versuch endlich die Champions League von innen betrachten will. Es gilt, Roter Stern Belgrad zu bezwingen, und es gibt viele gute Gründe, warum dieser Plan aufgehen soll.

Die jüngste Erfahrung

Es klingt fast paradox. Das Mittelfeld der Salzburger ist in seinem jugendlichen Dasein kaum noch zu überbieten. Amadou Haidara, Diadie Samassekou, Hannes Wolf und Xaver Schlager bringen im Schnitt 20,25 Jahre auf die Alterswaage, aber ihr Auftreten hat dennoch mehr Gewicht, als man glauben möchte. Die Zusammensetzung ergibt sich daraus, dass Valon Berisha die Salzburger verlassen hat und Zlatko Junuzovic verhindert ist. Drei der vier Genannten aber haben schon jene Europa-League-Saison in den Beinen, die Fußball-Österreich in Begeisterung versetzte, mit den Darbietungen gegen (u. a.) Borussia Dortmund, Lazio Rom und Olympique Marseille. Wie überhaupt die gesamte Mannschaft von jener des vergangenen Spieljahres nur an zwei bis drei Positionen abweicht. Das Team baut auf Erfolgen auf, es hat sie verinnerlicht.

Die spielerische Klasse

Die Salzburger haben zwar im Hinspiel nicht ihr gewohntes Niveau erreicht, aber nie das Gefühl vermittelt, der Gegner könnte sie fußballerisch übertrumpfen. Im Gegenteil, die österreichische Meisterelf ist in ihrer Spielanlage über Roter Stern zu stellen und hat auch schon schwierigere Situationen gemeistert, wie gegen Lazio, als auf ein 2:4 ein 4:1 folgte, nach der Pause und nach einem 0:1-Rückstand. Andre Ramalho erinnerte in der Abschluss-Pressekonferenz an diese Fähigkeiten. „Wir haben gezeigt, dass wir Tore schießen können, wenn wir es müssen, wir haben genügend Qualität.“ Damit untermauerte der Verteidiger auch das Selbstvertrauen.

Der Heimvorteil

Salzburg ist zu Hause eine Macht. In der Europa League gab es keine Niederlage, nur zwei Spiele endeten 0:0 (Dortmund nach 2:1-Auswärtserfolg, Konyaspor in der Gruppenphase), alle anderen Partien wurden gewonnen. Das 1:1 in der Champions-League-Qualifikation gegen Rijeka war die erste Begegnung, damals kamen nur 12.700 Zuschauer ins Stadion. Heute werden es mehr als doppelt so viele in der vollen Arena sein, eine Analogie zum Frühjahr.

Der Trainer

Marco Rose ist ein Erfolgsmensch. Er vereint Fachkenntnis und Spielerführung mit der nötigen Gelassenheit und bleibt stets glaubwürdig. Er verspricht: „Wir werden sie mehr unter Druck setzen und wollen mehr Chancen kreieren. Du wirst an Erfolgen gemessen. Das nächste Spiel ist immer das wichtigste.“ Das ist bei Rose keine Floskel.