Lionel Messi schlich nur noch über den Platz. Mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf. Als suche der viermalige Weltfußballer das Loch, um sich darin zu verkriechen. Dabei hatte Messi eine Entschuldigung für die Demütigung: Zwölf Tage Pause wegen einer Oberschenkelverletzung. In letzter Minute war er für fit erklärt worden. Wie schön. Aber ihm gelang nichts.

"Barca ist nicht nur Messi", sah sich Jupp Heynckes veranlasst, auf diese "Ausnahmemannschaft" mit all den Xavis, Iniestas und Piqués hinzuweisen. Deswegen sei der 4:0-Triumph "umso höher zu bewerten". Die "Road to Wembley", zum Finale der Champions League am 25. Mai, liegt vor den Bayern wie ein autoleerer "Highway" - freie Fahrt trotz Umweg über Camp Nou am nächsten Mittwoch. Selbst wenn Kapitän Philipp Lahm vorsichtig und klug nur von der "halben Miete" spricht.

Der Defensive sei Dank

Der Erfolg der Münchner - so paradox das bei einem 4:0 klingen mag - basierte auf der nahezu perfekt organisierten Defensive. Heynckes hatte den Gegner akribisch analysiert: "Welchen Spielstil verfolgt er? Da muss man Gegenmaßnahmen ergreifen und sich mit den Spielern einen Plan zurechtlegen". Heynckes' geniale Taktik war der Tod des Tiki-Taka. Die Katalanen wirkten seltsam leblos. "Die Grundordnung, die taktische Disziplin vor allem in der Defensive, dass alle Spieler bereit waren, nach hinten zu arbeiten und gut gestanden sind, das war der Schlüssel zum Erfolg", analysierte Heynckes. "Die Laufwege und das Verschieben haben die Jungs hervorragend umgesetzt." Mit dem Ergebnis, dass Barcelona "anderthalb Torchancen" (Heynckes) hatte. Bei 63 Prozent und 36:53 Minuten Ballbesitz gegenüber 37 Prozent und 21:50 Minuten der Bayern

Was machen mit dem Ball?

Immer mehr Ballbesitz haben als der Gegner - das sei ein Wert an sich. So lauteten Idee und Vision Pep Guardiolas, die auch sein Nachfolger Tito Vilanova verinnerlicht. Doch was nutzt all der Ballbesitz, wenn der Ball im kompakten gegnerischen Verteidigungsverbund verloren geht? Wenn die Tiki-Taka-Techniker von der Athletik und Leidenschaft der Power-Bayern zerlegt werden? "Wir hatten viel Ballbesitz, konnten damit aber nichts anfangen", resignierte Xavi.

Real Madrid heißen (oder hießen) die "Galaktischen". Die Bayern darf man nun getrost die "Außerirdischen" nennen.