Ganze 20 Titel treffen am Dienstag in der Champions League aufeinander, wenn der kriselnde FC Bayern den Rekordsieger Real Madrid zum heißen Tanz um den Finaleinzug auffordert. Während die Deutschen den wertvollsten Pokal auf europäischer Klubebene seit 1956 (damals Pokal der Landesmeister) sechsmal in die Höhe stemmen konnten, haben „die Königlichen“ aus der spanischen Hauptstadt schon nahezu ein Abonnement auf den Henkelpott – und gelten nach dem Semifinale auch in dieser Saison wieder als großer Favorit.

Denn die Geschichte, sie würde einmal mehr perfekt passen. Im Herbst hatte das Team von Trainer-Legende Carlo Ancelotti nahezu niemand auf der Rechnung, zumindest nicht für den Titel. Die Mannschaft sei noch nicht so weit, die Auftritte oftmals alles andere als überzeugend und gegen die übermächtigen Gegner von der Insel, allen voran Titelverteidiger Manchester City, sei eben kein fußballerisches Kraut gewachsen. Die Antwort darauf kam spätestens im Halbfinale, als Real den amtierenden Champion nach Hause schickte und am Ende erneut niemand genau wusste, wie man dieses Kunststück über 120 Minuten inklusive Elfmeterschießen vollbrachte. Letztendlich egal, zauberten sich die Spanier mit der berühmt berüchtigten Champions-League-Magie in die Runde der letzten vier. Wenn es das berühmte „Sieger-Gen“ im Konzert der Großen gibt, dann ist es mit Sicherheit in Madrid zu finden.

Sieger-Gen

Angesprochenes Sieger-Gen fehlt dem Gegner am Dienstag seit geraumer Zeit. Dieses Selbstverständnis, auch enge Spiele am Ende irgendwie für sich zu entscheiden ist dem FC Bayern in den vergangenen Monaten abhanden gekommen. Der Meistertitel in der Liga ging bereits an das Sensationsteam aus Leverkusen, der DFB-Pokal ist nach dem Aus gegen Saarbrücken in der zweiten Runde ebenfalls weg. Somit bleibt die Champions League der letzte Strohhalm, um aus einer desaströsen Saison eine noch halbwegs versöhnliche zu machen. Und mit Ausnahme der 0:1 Niederlage gegen Lazio in Rom, trat der deutsche Rekordmeister in der Fußball-Königsklasse in dieser Spielzeit in guter alter „Bayern-Manier“ auf.

Das musste zuletzt im Viertelfinale auch der FC Arsenal am eigenen Leib erfahren. Zwar spielten die Engländer nach dem 2:2 im Hinspiel auch in München munter mit, so wirklich gefährlich wurde man aber nie. Souverän, abgebrüht und letztendlich eiskalt zogen die Bayern mit dem 1:0-Sieg im Rückspiel ins Semifinale ein. In zehn Champions-League-Partien gab es für das Team von Trainer Thomas Tuchel sieben Siege, zwei Remis und nur den einen Ausrutscher in Rom. So berechtigt die Kritik am „FC Hollywood“ in Liga und Pokal auch war, so entschlossen waren die bisherigen Auftritte in der Königsklasse. Und für Coach Tuchel, der München mit Saisonende verlassen muss, wäre es auch nach der jüngsten Kritik von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß mehr als genugtuend, wenn er die kriselnde Ehe mit dem wichtigsten Titel auf Klubebene beendet.