Schon das obligatorische Mannschaftsbild kurz vor Anstoß vermittelte dem neutralen Zuschauer eindeutig, dass an diesem Samstagabend in Lissabon etwas nicht richtig war. Denn in der Tat standen im Lager von Belenenses SAD nur neun Spieler hinter der Bande, darunter die beiden Torhüter Joao Monteiro und Alvaro Ramalho, von denen Ersterer im Mittelfeld anfing. Auf der Auswechselbank? Da saß niemand.

Durch die klare Überlegenheit von Benfica, da stand der Österreicher Valentino Lazaro in der Startelf, hieß es nach 45 Minuten wenig überraschend 7:0 für den portugiesischen Rekordmeister, die tapfer kämpfenden Gegner hatten nicht den Funken einer Chance. Nach der Pause wollten die Mannen von Belenenses nicht weiterspielen, aber Schiedsrichter Manuel Mota gab dem Team noch eine Überlegungsfrist und so entschloss sich der Klub, weiterzuspielen. Von den neun angetretenen Spielern kamen aber nur noch sieben aus den Katakomben. Als sich kurz nach Wiederbeginn ein weiterer Protagonist von Belenenses verletzte und das Match nicht fortsetzen konnte, war der Referee gezwungen, die Partie abzubrechen - da nur noch sechs Feldspieler übrig geblieben waren.

Und jetzt kommt noch eine schlimme Nachricht. Bei 13 von den 17 Fällen bei Spielern und Betreuern ist die Omikron-Variante diagnostiziert worden. Dies teilte die portugiesische Gesundheitsbehörde DGS am Montag mit. Verteidiger Cafu Phete war kürzlich nach seinem internationalen Einsatz aus Südafrika zu seinem Verein zurückgekehrt.

Tordifferenz

Durch den Abbruch umging Abstiegskandidat Belenenses (nur acht Punkte aus 15 Spielen) womöglich ein verheerenderes Torverhältnis bei einer drohenden hohen zweistelligen Niederlage an diesem bizarren Abend, was im Kampf um den Klassenerhalt wichtig werden könnte. Das Match wird mit großer Wahrscheinlichkeit mit 3:0 für Benfica strafverifiziert werden.

Sinnhaftigkeit

Die große Frage stellt sich natürlich, warum das Derby im Westen des Großraums Lissabon überhaupt angepfiffen wurde. Wie Vereinspräsident Rui Pedro Soares, der während der Halbzeit beim Zwischenstand von 0:7 mit Tränen in den Augen gefilmt wurde, wohl noch am Samstag auf einer digitalen Pressekonferenz erklärt hatte, liege die Durchführung des Spiels alleine bei den Behörden. Demzufolge sei das Team aufs Spielen getrimmt gewesen - zumal Belenenses laut des Präsidenten weder bei Benfica noch bei der Liga und noch bei den Gesundheitsämtern um die Verschiebung des Spiels gebeten habe. Zudem wollte der Klub, der 38 Akteure gemeldet haben soll, offenbar noch einmal Ergebnisse von PCR-Tests abwarten - ohne Erfolg. Am Ende mussten so die neun Spieler, darunter eben gleich zwei Torhüter, das Feld betreten - mit bekanntem 0:7-Stand plus Abbruch danach.