Sie haben in der Saison 2006/2007 bei Mainz 05 unter Jürgen Klopp in der deutschen Bundesliga gespielt. Wie war er dort als Trainer?
Imre Szabics: Er hatte schon damals ein außergewöhnliches Charisma und war sehr innovativ und penibel. Wir haben beispielsweise damals schon in den Halbzeitpausen Videoanalysen gemacht. Trotzdem sind wir in diesem Jahr leider abgestiegen. Insofern war es anders als jetzt.

Wie funktioniert Klopp, wenn es schlecht läuft?
Er reagiert in beide Richtungen, also auch bei Niederlagen, sehr emotional. Der Ärger muss halt raus. Obwohl das für einen Trainer ein schmaler Grat ist, kann ich mich nicht erinnern, dass es jemals emotional außergewöhnlich negativ wurde. Es war nie unter der Gürtellinie, deshalb hat es ihm auch keiner übel genommen.

War er fair zu den Spielern?
Als Trainer kann man nicht immer zu allen fair sein – dann müsste man mit allen 24 Spielern des Kaders in der Anfangsformation spielen. Der Spieler, der nicht aufgestellt ist, empfindet es immer als unfair – und sollte es auch, weil sonst seine Einstellung nicht passt. Aber ich habe heute, wo ich selbst Trainer bin, einen anderen Blickwinkel und denke über Trainerentscheidungen ganz anders als damals als Spieler.

Was glauben Sie, ist Klopps Erfolgsrezept?
Neben dem fachlichen Wissen hat er eine brutale Gabe, sich zu präsentieren. So eine Ausstrahlung kann man nicht lernen. Wie er es schafft, das Gesicht eines Vereins zu werden, ist einmalig, wie er eine Mannschaft nach seiner Philosophie formt, ist bemerkenswert. Es hat ja nicht nur in Liverpool funktioniert, sondern davor schon in Dortmund und anfangs auch in Mainz. Das hat schon extreme Qualität.

Aber er hat von diesen Vereinen auch die dafür notwendige Zeit zugestanden bekommen.
Das – und Glück – gehört immer dazu. Aber ich kann mich weder in Dortmund noch jetzt in Liverpool an einen großen Fehler von ihm erinnern. Anfangs war ich neugierig, ob seine Art auch in England funktioniert. Aber so wie er auf Englisch spricht, hört sich das ja noch besser an (lacht).

Hätte das auch bei einem anderen Verein in England funktioniert?
Das glaube ich nicht. Bei Chelsea beispielsweise hätte es gar nicht gepasst. Es ist immer super, wenn Vereine die richtigen, zu ihnen passenden Typen finden – und in Liverpool muss er kein Sir sein. Sowohl in Dortmund als auch jetzt in Liverpool passt er einfach zur Umgebung. Diese Vereine passen einfach zu Jürgen Klopp.