Am 31. Juli ist Andreas Heraf als Teamchef des neuseeländischen Frauen-Nationalteams zurückgetreten. Auslöser waren öffentliche Beschwerden von Spielerinnen hinsichtlich Herafs Umgang mit den Athletinnen sowie der taktischen Ausrichtung des Teams.

Am Montag nahm der 50-Jährige nun bei "Talk und Tore" auf Sky zu den Vorwürfen Stellung und schilderte die Situation aus seiner Sicht: "Mittlerweile gibt es fünf Untersuchungen in Neuseeland, im Hockey, beim Radfahren, beim Netball, beim Rudern und beim Fußball. Das ist für mich auch das Problem, das Neuseeland für mich hat. Dort gibt es den Begriff "Player-led", von Spielern geführt. Den habe ich auch nicht gekannt und war dann auch ein wenig überrascht, dass es Gang und Gäbe ist, dass die Athleten Mitspracherecht bei verschiedenen Dingen haben wollen oder auch haben."

Und weiter: "Das war dann auch bei mir der Fall, in punkto Taktik, Zusammenstellung des Trainerteams, Trainingsgestaltung. Es gab die Mitteilung, dass der Verband die Mitteilung von der Spielergewerkschaft bekommen hat, dass Unzufriedenheit da ist und dass man den Trainer und den Sportdirektor der Nationalmannschaft beurlauben sollte, ein Verfahren einleiten sollte. Es hat mich gewundert, dass niemand mit mir gesprochen hat. Ich hatte keine Möglichkeit, meine Meinung zu äußern. Ich bin heute nach zweieinhalb Monaten das erste Mal hier, wo ich die Möglichkeit habe etwas zu sagen."

"Schwierig, die Kultur zu verstehen"

Zu den Themen Einschüchterung, Mobbing und Belästigung sagte Heraf: "Es sind in Neuseeland viele Dinge passiert, die ein Zusammentreffen von verschiedenen Kulturen waren. Zum Beispiel wird die Participation, die Teilnahme, ganz groß geschrieben und die Leistung ist fast nicht vorhanden. Die Damen haben zum Beispiel an vier Weltmeisterschaften teilgenommen und noch nie ein Spiel gewonnen. Auf der anderen Seite gibt es diesen unglaublichen Glauben und Willen der gesamten Bevölkerung, dass man alles gewinnen kann. Ich habe der Manschaft und dem Volk erklärt, dass man nicht innerhalb von drei Wochen fünf oder sechs Spiele gewinnen kann, wenn man vorher noch nie gewonnen hat. Es war schwierig, diese Kultur zu verstehen."

Ganz schwer machte Heraf aber die angebliche Ausländerfeindlichkeit zu schaffen: "Von Anfang an hat man im ganzen Land diesen Widerstand gegen Ausländer gespürt. Das muss ich ganz klar sagen. Ich kann es auch beweisen und das war auch dann letztendlich der Grund, warum ich das Land verlassen habe. Die Zeitungen, die massiv gegen mich vorgegangen sind, haben mich mit Adolf Hitler, dem österreichischen Diktator verglichen. Das sind Dinge, die zu weit gehen. Und ein einheimischer Trainer, der auch ganz klar gegen Ausländer war, hat Fritz Schmid, den ich auch installiert habe, ins Gesicht gesagt: ,Heraf ist jetzt weg. Ich würde auch dir empfehlen, dass du das Land verlässt, weil es gibt jetzt Krieg und es wird Blutvergießen geben.' Wenn du solche Dinge hörst, dann ist der Fußball schon lange kein Thema mehr."