Der Strand lädt zum Spazieren ein, der Meerblick zum Träumen. Österreichs Fußballnationalteam der Frauen ist in Brighton angekommen, um das letzte Gruppenspiel der Europameisterschaft heute (21 Uhr, ORF 1) gegen Norwegen zu bestreiten. So schön es hier an der englischen Südküste auch ist: Brighton soll nicht die Endstation der Reise sein. "Norwegen ist der klare Favorit. Aber: Sie haben auch mehr Druck als wir", sagt Österreichs Teamchefin Irene Fuhrmann. "Das Wichtigste ist, dass wir kein Tor bekommen."

Und damit wäre auch schon die Ausgangslage beschrieben. Österreich muss nicht gewinnen, um als Gruppenzweiter ins Viertelfinale einzuziehen. Ein Unentschieden genügt. Da kommt es der ÖFB-Auswahl entgegen, dass die Defensive seit vielen Jahren das Prunkstück ist, in insgesamt sieben EM-Spielen gab es bisher erst zwei Gegentore. "Die Defensive hat uns auch 2017 durch das Turnier getragen", sagt Fuhrmann über das Sommermärchen mit Platz drei vor fünf Jahren. "Einfach gesagt: Mit Carina Wenninger, Viktoria Schnaderbeck und Virginia Kirchberger haben wir immer die drei gleichen Innenverteidigerinnen zur Verfügung gehabt. Und das seit knapp einem Jahrzehnt. Dazu kommt, dass unsere Offensivspielerinnen extrem viel nach hinten arbeiten, das sieht man bei Nicole Billa. Sie wendet extrem viel Energie für die Defensive auf."

Das unterstreicht auch Kirchberger, die 2017 noch Stammspielerin war, diesmal nach einem Schien- und Wadenbeinbruch nur als Ergänzungsspielerin dabei ist: "Es hat uns schon immer ausgezeichnet, dass wir im Kollektiv extrem gut verteidigen und die Gegner mit unserem Pressing vor Probleme stellen. Wenn wir da ordentlich arbeiten, dann muss man uns erst einmal ein Tor schießen." Dennoch will man sich nicht nur auf das Verteidigen verlassen. "Wir werden sicher auch unsere Ballbesitzphasen haben und ich bin davon überzeugt, dass wir nicht nur Nadelstiche nach vorne setzen können, sondern dass wir ihnen auch wehtun können – wenn wir mutig auftreten", sagt Fuhrmann.

Der Blog zum ÖFB-Frauen-Fußballnationalteam

Kapitänin Viktoria Schnaderbeck fiebert dem Spiel nicht nur aufgrund der sportlichen Brisanz und der abermaligen Viertelfinal-Chance entgegen. Ihre Verlobte Anna ist Norwegerin, somit sitzt heute "nicht nur meine österreichische, sondern auch meine norwegische Familie auf der Tribüne. Kleinere Konflikte gibt es eh schon, weil Annas Cousine mit einer norwegischen Frauen-Fußballmannschaft zum Spiel kommt. Aber hoffentlich hält sie trotzdem zu Österreich", sagt die 31-Jährige mit einem Augenzwinkern.