Die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick hält die Diskussion um gleiche Bezahlung für Sportlerinnen und Sportler im Fußball für aufgeregt und derzeit für unangebracht. "Ich will mich als Frau emanzipieren, ohne eine Emanze zu sein. Manchmal ist mir das Gebrüll zu groß", sagte die mehrfache Welt- und Europameisterin aus Deutschland am Mittwoch in Aachen bei einer Diskussionsveranstaltung. "Ich hätte es gerne ein bisschen nachhaltiger."

In den USA haben die Nationalspielerinnen einen historischen Tarifvertrag erstritten, der ihnen die gleiche Bezahlung garantiert. Das könne man aber nicht vergleichen, meinte die 44-Jährige. "Frauenfußball hat in den USA einen ganz anderen Stellenwert – und der Männerfußball auch. Der steht hier bei uns eben über allem", sagte sie. "Wir überpacen manchmal und hauen einfach Parolen raus. Das finde ich schwierig. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber alles muss Schritt für Schritt gehen."

In Europa beschreiten die Fußballverbände unterschiedliche Wege. Der ÖFB sieht derzeit aufgrund der deutlich geringeren Erlöse im Frauenfußball wirtschaftlich keine Möglichkeit, die Prämien jenen der Männer anzugleichen. "Es gibt keinen Kuchen aufzuteilen", erklärte Bernhard Neuhold, der Chef der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe GmbH, der APA. "Bei den Männern gibt es diesen Kuchen." Der Verband zahlt den ÖFB-Nationalspielerinnen in diesem Jahr dennoch "wesentlich höhere" EM-Prämien aus als bei der EURO 2017.

Zur Situation in Deutschland erklärte Deutschlands Teamspieler und Bayern-Star Thomas Müller: "Wenn es ums Geld geht, geht es ja drum, wie viel Erlös das Produkt bringt. Und dementsprechend geht der Geldfluss in das Produkt hinein." Das habe "weniger mit der Leistung zu tun. Wir Fußballer bekommen mehr Geld als Basketballer und Handballer. Aber nicht, weil wir besser Fußball spielen als die Basketball und Handball, sondern weil zum Glück den Fußball die meisten Menschen auf der Welt lieben."

Wohin die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland gehe, sei nicht abzusehen. "Natürlich kann die Sportpolitik unterstützen, aber am Ende entscheidet ja der Kunde, wo er hingeht und nicht", sagte Müller.