Bei der 763. Frage im 48. Formular stockte ich. "Haben Sie vor ihrem Aufenthalt im Vereinigten Königreich in dem Land, in dem sie sich aufhielten, eine Insel besucht?" Mir wäre spontan, nur so als Gag, die Donauinsel eingefallen, aber am Ende blieb mir nichts übrig, als zu verneinen, um nicht noch tiefer im Administrationsdschungel des Delta-Varianten-Lands zu versinken. Andererseits, es wäre nicht unspannend gewesen, wie die nächste Frage bei einem Ja ausgesehen hätte.

Wanderer, kommst du nach England, wirst du in diesen Tagen durchleuchtet. Sie wollen alles wissen, denn eigentlich gehöre ich ja einer besonders privilegierten Gruppe an. Ich muss froh sein, überhaupt einreisen zu dürfen, ohne dass mich eine mindestens fünftägige Quarantäne erwartet, bei der ich mir das Spiel der Spiele bestenfalls im Patschenkino zu Gemüte führen könnte, und das praktisch vis-a-vis vom Wembley-Stadion, wo wir untergebracht wurden.

Der ÖFB machte es möglich, dass die Anhänger des österreichischen Nationalteams wenigstens über die Medien vom Ort des historischen Fußballgeschehens informiert werden können, wenn sie schon selbst ausgesperrt werden. Von der Idee einer Fan-Bubble waren die britischen Behörden not amused. So saßen wir Journalisten im Flieger, und in der Luft über den Wolken zwischen Wien und London hing die bange Frage, was uns denn wohl erlaubt sein werde nach der Ankunft. Werden wir unsere Mahlzeiten im Zimmer einnehmen müssen?

Der Verdacht lag nahe, nachdem schon das Auftreiben eines nach der Rückreise noch gültigen PCR-Tests sowie das Ausfüllen der von der britischen Regierung und vom englischen Fußballverband bereitgestellten Dokumente mindestens einen halben Tag in Anspruch genommen hatte. Trotz Erfüllung aller Kriterien war aber noch eine spezielle Ausnahmegenehmigung erforderlich. Der Brexit feiert fröhliche Urständ.

Dies äußert sich auch darin, dass die vollständige Impfbestätigung, also der Grüne Pass, den Briten ziemlich wurscht ist. Auch die doppelte Dosis Pfizer-Biontech wird nicht anerkannt, als würde sie im Vereinigten Königreich nicht wirken. Nur auf der Insel Gestochene gelten hier auch wirklich als geschützt. Und schon wieder wartete für den Spieltag der nächste Test, diesmal in der schnellen Version.

Die Ankunft auf dem kleinen Londoner Flughafen Luton war jedoch von ausgesprochener Entspanntheit gekennzeichnet, sie erfüllten sich nicht, die schlimmsten Befürchtungen, das Gegenteil war der Fall. Der Blick des Beamten auf das Covid-Testzertifikat konnte unmöglich die Passnummer erfasst haben, und im Hotel stellte sich heraus, dass uns dort weder eine Spezialtruppe des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 noch sonst ein gestrenger Aufpasser auflauerte. Ab jetzt lautete die Devise: Du darfst dich nicht erwischen lassen.