Im Jahr 2002 bot er erstmals auch im Stefaniensaal sein Trommelfeuer. Am Montag das letzte Mal. Das überhaupt allerletzte Mal. Denn Martin Grubinger, Irrwisch im Rhythmuswunderland und als Ehrenmitglied des Musikvereins für Steiermark geadelt, zieht sich von der Bühne zurück. Mit gerade einmal zarten 40.
Der Weltklasseperkussionist hatte seinen Abschied, bei dem er (wie auch sonst mit seinem riesigen Instrumentenarsenal?) lautstark Servus sagte, wohl überlegt. Nach 30 kräftezehrenden Karrierejahren sah der lausbubengesichtige Charismatiker Zeit für Neues: Intensivierung seiner Professur am Mozarteum, Ausbau einer Musiklern-App namens myGroove, ein Geschichtestudium in München.
Das Finale bestritt Champion Grubinger freilich nicht allein: Von seinem „Percussive Planet“ hatte er vier himmlisch gute Mitstreiter, den Pianisten Per Rundberg und erstmals Sohn Noah (12) als little drummer boy mitgebracht.
Mit von der Partie waren zudem zum fünften Mal Peter Filzmaier und Armin Wolf. Aus einer Wette zwischen Bayern-Spezi Grubinger und Barcelona-Aficionado Filzmaier hatte sich ein Projekt entwickelt, bei dem der Politikwissenschaftler Sportgeschichten aus seinem Buch „Atemlos“ erzählte und der ZiB-2-Anchorman als begnadeter Antisportler moderierte. Die sehr launigen (und sehr langen) Ping-Pong-Gespräche der Drei hätte es aber gar nicht gebraucht.
Zwischen „Number of Fate“, einem Furioso von Grubingers Vater, Steve Reichs hypnotisierendem „Drumming“ und einer kecken Version von Kurt Engels Ragtime „Look Out Little Ruth“ mit dem Teilzeitkubaner Arminio Wolfo an der Guilo-Metallratsche sowie dem improvisierten Torwandschießen à la ZDF-sportstudio stand es schließlich nicht nur 1:0 für Martin Grubinger, sondern auch 1:0 für die Musik. Lange Standing Ovations für einen wahren Siegertypen. Kneeling Ovations wären auch nicht falsch gewesen.
Von Michael Tschida