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Patrik Schick und das Tor der EM

Bereits am vierten Tag beim Spiel Schottland gegen Tschechien erzielte Patrik Schick mit einem Kunstschuss das vermeintliche Tor der EM. Aus 45,5 Metern nahm sich Schick ein Herz und zwirbelte den Ball von nahe der Mittellinie ins Tor der Schotten. Damit leitete Schick nicht nur den Auftaktsieg der Tschechen ein, sondern erzielte auch das weiteste Tor bei einer Europameisterschaft seit 1980. Zwei weitere Tore von Schick folgten noch in der Gruppenphase. Er hat damit erheblichen Anteil an Tschechiens Achtelfinaleinzug.

Anteilnahme rund um Christian Eriksen

Den traurigen Höhepunkt dieser Gruppenphase markierte der Kollaps von Christian Eriksen beim Spiel Dänemark-Finnland. Zum Glück überlebte Eriksen den Herzstillstand und kann sich mittlerweile zu Hause auskurieren. Umso beeindruckender war die Anteilnahme nach dem schockierenden Vorfall. Fans, Spieler, Betreuer aller Welt drückten ihre Anteilnahme aus und schickten Genesungswünsche an den dänischen Teamspieler Unter anderem mit einem "Abbruch" bei der Partie gegen Belgien für Eriksen und einer Minute Applaus. Eine schöne Geste, bei der der Fußball plötzlich ganz in den Hintergrund rückte.

Österreich im Achtelfinale gegen die starken Italiener

Für eine positive Überraschung sorgte das ÖFB-Team. Nach einer etwas holprigen Vorbereitung (beispielsweise das schwache 0:0 gegen die Slowakei im letzten Spiel vor der EM) schaffte man den wichtigen Auftaktsieg gegen Nordmazedonien. Bei der Niederlande gab es für die geschwächten Österreicher (Arnautovic fehlte) nichts zu holen. Umso beeindruckender war der Auftritt gegen die Ukrainer und so schaffte man den souveränen Einzug ins Achtelfinale. Dort wartet Italien. Seit 11 Spielen ungeschlagen, 7:0 in der Gruppenphase und Titelanwärter - die Bilanz Italiens kann sich sehen lassen. Wer weiß, vielleicht gelingt den zuletzt groß aufspielenden Österreichern die große Überraschung, das Wunder von London.

Die Fans kehrten zurück

Wer das Spiel Portugal gegen Frankreich in Budapest gesehen hat, weiß, wie sich echte Fanstimmung anfühlt. 15 Monate Pandemie und praktisch keine Fans in den Stadien haben ihre Spuren hinterlassen. Langsam aber doch kehren sie zurück und bringen wieder Leben auf die leeren Tribünen. Obwohl es so aussah, ist die Pandemie noch nicht besiegt, dennoch ließen sich die 65.000 Zuschauer nicht vom Feiern abhalten. Auch deswegen, weil Ungarn im Parallelspiel in München beinahe die Deutschen aus dem Turnier gekickt hätte. Die Fans hatten trotzdem allen Grund zur Freude, der Möglichkeit des Stadionbesuchs sei Dank.

Flops

Türkei

Mit großen Erwartungen, nach einer starken Qualifikation und einem 2:0 gegen Weltmeister Frankreich in der Tasche reiste die türkische Mannschaft zur EM an. Die große Enttäuschung wurde es stattdessen. Mit null Punkten und als Gruppenletzter fuhr man überraschend nach Hause. "The End", "Klatsche" und "Blamage" titelten die türkischen Gazetten direkt nach dem Ausscheiden. Besonders kritisch schrieb die „Milliyet". "Wir sind nicht traurig, wir schämen uns", fasste man die Gruppenphase der Türken zusammen. Besonders viel Kritik musste sich der Teamchef Senol Günes gefallen lassen. Von falscher Kaderauswahl bis hin zu schlechtem Fußball reichen die Anschuldigungen. An einen Rücktritt denkt Günes jedenfalls nicht. Eines ist aber sicher: Das türkische Team muss diese EM-Blamage erst einmal verkraften.

Rassismus, UEFA und Regenbogenfarben

Selten stand der Fußball so sehr im Mittelpunkt politischer Debatten wie bei dieser Europameisterschaft. Die EU im Dauerclinch mit Ungarn und dessen Gesetzesdebatte zu LGBTQI+ Rechten rücken bei dieser EM in den Fokus. Die Komissionspräsidentin Ursula von der Leyen meinte es verstoße gegen „fundamentale Werte der Europäischen Union“ wie Menschenwürde, Gleichheit und den Respekt für Menschenrechte. Und dann wäre da noch die UEFA. Sie wolle sich nicht instrumentalisieren lassen und gebe politischen Debatten keine Bühne - mit dieser Begründung verbot man die Allianz-Arena in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen. Die UEFA stand jedenfalls schon mal in besserem Licht.

Eigentore über Eigentore

Eigentore sind natürlich nie schön, besonders nicht bei einem Großereignis. Bei dieser EM aber fallen ungewöhnlich viele Eigentore. Allein in der Gruppenphase waren es sieben. Zum Vergleich: Bei allen Turnieren bisher seit 1960 gab es erst neun Eigentore. Ob und wie viele Eigentore bei dieser EURO noch fallen werden, wird sich zeigen. Gelegenheiten dazu hätten die Spieler jedenfalls noch genug.


11 Länder, 11 Stadien und das große Reisen

Eine Fußball-Europameisterschaft in Pandemiezeiten abzuhalten ist alles andere als leicht. Noch dazu, wenn diese in elf verschiedenen Ländern stattfindet. Natürlich fand die Planung der EM prä-Corona statt, allerdings wär auch ohne Pandemie die Belastung für die Spieler und Betreuer eine enorme gewesen. Ständiges Reisen und Fliegen, binnen weniger Tage quer durch Europa und zur richtigen Zeit seine Leistung abrufen - dieser Herausforderung musste sich jedes Team in der Gruppenphase stellen. Möglichst viele Fans an verschiedenen Orten Europas mit Matches zu versorgen ist die eine Sache, alles kompakt an einem Ort, in einem Land zu haben und nur geringe Anreisezeiten zu haben, eine andere. Die UEFA entschied sich für Ersteres.

Marko Arnautovic

Den Flop aus österreichischer Sicht markierte Marko Arnautovic mit seinem "Jubel" nach dem Tor zum 3:1 im Spiel gegen Nordmazedonien. Arnautovic entschuldigte sich daraufhin für seine unüberlegte Aktion. Das war der UEFA nicht genug und so stufte die Disziplinarkommission den Torjubel als Beleidigung eines Gegenspielers ein und sperrte Arnautovic für das Spiel gegen die Niederlande. Dort setzte es ein 0:2 für Österreich ohne seinen besten Stürmer. Beim letzten, so wichtigen Gruppenspiel, war der Shanghai-Legionär wieder von Anfang an mit dabei und brachte gemeinsam mit dem Team eine starke Leistung auf den Platz. Der Einzug ins Achtelfinale ist geglückt, der bittere Nachgeschmack bleibt.