Er könne keine Titel versprochen, hat Jürgen Klopp im Herbst 2015 bei seiner Vorstellung in Liverpool gesagt. "Aber wenn wir uns hier in vier Jahren wiedersehen sollten, dann haben wir wohl einen Titel gewonnen." Sein Versprechen hat der Deutsche auf der Insel längst eingelöst. Letztes Jahr hat er mit seinen Reds die Champions League gewonnen. Dieses Jahr setzt Klopp noch einen drauf und macht sich endgültig unsterblich. Liverpool ist Meister. Erstmals seit 30 Jahren.

Und Klopp ist der Baumeister dieser Erfolgstruppe. Der Triumph ist historisch. Die Euphorie in der Stadt am Meer im Nordwesten Englands riesig. Tausende Fans bejubeln ihre Helden – trotz Corona. Die Spieler feiern zusammen. Und Klopp? Der sonst so sprachgewandte Rhetoriker und Menschenfänger, der normalerweise in jeder Situation die richtigen Worte findet, ist für einmal fast sprachlos. Weinend versucht er gegenüber "Sky" seine Gefühlslage zu erklären. "Ich habe keine Worte dafür. Es ist unglaublich. Es ist mehr, als ich mir jemals erträumt habe. Daran habe ich nicht geglaubt", sagt Klopp – und berührt damit die Herzen aller Fussballromantiker. 

Liverpool ist der früheste Meister in der fast 30-jährigen Geschichte der Premier League. Sieben Runden vor Saisonende haben die Reds 23 Punkte Vorsprung auf Manchester City. Klopp, der sich selbst als "The normal one" bezeichnet, hat einst gesagt: "Ein gutes Pferd springt verdammt noch mal so hoch, wie es kann! Das ist es. Wir wollen immer alles raushauen." Und das haben die Liverpooler nun getan. Alles rausgehauen. Eindrucksvoll. Anfield bebt. Und Gerry & The Pacemakers' You'll Never Walk Alone dürfte nun wochenlang durch die Strassen Liverpools hallen.

Klopp wird als Unsterblicher in die Geschichte eingehen. "The normal one"? Nicht mehr. Jetzt ist er einer der grössten Trainer, die die Fussballwelt je gesehen hat. Und er ist der erste Deutsche, der ein englisches Team zum Titel gecoacht hat. Nach den beiden Meistertiteln mit Dortmund 2011 und 2012 feiert Klopp seine dritte Meisterschaft.