Michel Platini feiert am Sonntag, 21. Juni, seinen 65. Geburtstag. Im unermüdlichen Kampf um seine Reputation kassierte der einstige Weltklasse-Fußballer in den vergangenen Jahren nur juristische Niederlagen. Bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ist der Ex-UEFA-Präsident gegangen. Doch die Angelegenheit ruhen zu lassen, ist kein Thema. Platini hält an seiner Sicht der Dinge fest.

Korruptionsverdacht

Im Korruptionsskandal der Funktionäre sieht sich der Franzose als Opfer von Missgunst und Intrigen. Platini hat sich abgearbeitet. Erst an Joseph Blatter, dem einstigen FIFA-Boss, den er beerben wollte. Jetzt an Gianni Infantino, der Blatter beerbte. Seinen einstigen Generalsekretär bei der UEFA bezeichnete er als "Manipulator" und "Opportunisten". Schon hatte Platini über Infantino gelästert, dieser könne, nur weil er früher bei Auslosungen die Kugeln gezogen habe, noch lange kein guter FIFA-Chef sein.

Platini selbst wäre ein guter FIFA-Chef. Daran hatte zumindest Platini nie Zweifel. Doch in den Korruptionswirren vor fünf Jahren stürzte der Franzose gemeinsam mit Blatter. Eine Zahlung von zwei Millionen Dollar wurde ihm zum Verhängnis. Laut Platini war es eine um Jahre verzögerte Bonifikation in Absprache mit Blatter. Aus Sicht der FIFA-Ethikhüter eine nicht legitimierte Zahlung. Kurz nach der Überweisung scharte Platini 2011 UEFA-Wahlmänner um sich, um Blatter im FIFA-Amt zu bestätigen.

Blatter und Platini

Blatter und Platini wurden beide gesperrt. Acht Jahre wurden für ihn auf vier reduziert, doch der Internationale Sportgerichtshof sah keinen Grund für eine Amnestie. Platini traf die Sperre kurz vor der erhofften Krönungsmesse auf den FIFA-Thron, den dafür sein einstiger Adjutant Infantino einnahm. Ein perfekter Stoff für Legendenbildung, denn viele dürften im Weltverband nicht Kenntnis von der Millionenzahlung gehabt haben.

Platini dürfte jetzt wieder ins Fußball-Geschäft zurückkehren. Doch der Einstieg gelingt nicht. Mehr als eine Beraterrolle bei der Spielergewerkschaft Fifpro war bisher nicht möglich. Bei der UEFA, so hört man, ist man froh, dass die Regentschaft des recht sprunghaften und launischen Europameisters von 1984 vorbei ist. Auch mit dem Verband suchte er die juristische Auseinandersetzung und wollte durch die Sperre ausgebliebene Millionengehälter angeblich einklagen.

Einstiger Weltklasse-Fußballer

Die Opferrolle, in die sich Platini begibt, steht Frankreichs Fußballer des vergangenen Jahrhunderts nicht. Als Fußballer strahlte er Eleganz aus. Er führte Frankreich zum EM-Titel. Im Jahr darauf, 1985, gewann er bei Juventus Turin als großer Dirigent den Europacup der Landesmeister. Dreimal erhielt er von 1983 bis 1985 den Ballon d'Or als Bester seiner Zunft. 1982 und 1986 war jeweils im WM-Semifinale gegen Deutschland Endstation.

Vor der WM-Vergabe für 2022 zog Platini einen Wählerblock Richtung Katar - womöglich auch wegen französischer Staatsinteressen. Ein Abendessen mit dem Emir im Elysee-Palast soll ausschlaggebend gewesen sein, brachte Platini Jahre später juristische Probleme und Marathon-Verhöre in seiner Heimat ein. Auch in der Schweiz taucht sein Name weiter in Ermittler-Akten auf, und die FIFA pocht unter der Führung von Infantino unerbittlich auf die Rückzahlung der verhängnisvollen zwei Millionen Dollar.