Im Juli 2015 saß Jose Mourinho im Chelsea-Trainingsanzug bei einer Pressekonferenz und war böse. Die anderen würden den Meistertitel kaufen - kritisierte er. Alle anderen. Ein Jahr später trägt Mourinho nicht mehr Chelsea-Blau sondern Manchester-Rot und freut sich, dass er den Rekordmeister der Premier League punktuell verstärken konnte. Ausgegeben hat Manchester United 185 Millionen Euro - 105 Millionen Euro alleine für Paul Pogba. Mehr wurde noch nie für einen Spieler bezahlt. (Nur zum Vergleich: Red Bull hat seit dem Engagement in Salzburg ab 2005 insgesamt knapp über 95 Millionen Euro ausgegeben - also nicht einmal Pogba.)

Den 185 ausgegebenen Millionen von Manchester United stehen läppische fünf eingenommene gegenüber. Bis heute Mitternacht kann sich das noch ändern. Dann ist das Transferfenster geschlossen - nichts geht mehr. Um Mitternacht ist der Transferwahnsinn zu Ende. Bis dahin stehen Sportdirektoren und Spielervermittler, Trainer und Spieler - und Fans - unter Strom. Letzte Transfers sollen abgewickelt werden.

Es passiert sicher was - oder zumindest fast

Vor allem der sogenannte Deadline-Day - der heutige 31. August - verspricht traditionell noch die eine oder andere Transferüberraschung. Mesut Özil wechselte am 31. August 2013 von Real Madrid zu Arsenal London. Um 47 Millionen Euro. Julian Draxler wechselte am 31. August 2015 von Schalke 04 zu VfL Wolfsberg. Um 36 Millionen Euro. Zwei Beispiele von zahlreichen. Dass den Klubs nicht am 31. August einfällt, dass Özil oder Draxler eine gute Verstärkung wären, ist klar. Am Deadline-Day sitzt das Geld aber naturgemäß lockerer. Warum? Einfach, weil eine weitere Verhandlungsrunde nicht mehr möglich ist. Das wissen die Vereine, die Spielerberater und die Spieler ebenso.

Das bringt aber gleichzeitig die Gefahr, dass Transfers in letzter Sekunde scheitern. Einen Vorfall mit einem nicht rechtzeitig erhaltenen Fax hat fast jedes Jahr zu bieten. Vergangenes Jahr traf es einen der besten Torhüter der Welt. David de Gea wollte zu Real Madrid wechseln. Real Madrid wollte den spanischen Nationaltormann. Und Manchester United hatte nichts gegen das Geld. Man war sich einig. Deal done, wie es heißt. Vorausgesetzt die unterschriebenen Papiere erreichen rechtzeitig die zuständigen Behörden. Und rechtzeitig heißt Mitternacht. Keine Minute später.

Wimmer und Fuchs

Aus österreichischer Sicht ist vor allem die Zukunft von Kevin Wimmer interessant. Seine Tage in London bei den Tottenham Hotspurs scheinen gezählt. In den Überlegungen des Trainers spielt er - wie es im Fußballdeutsch heißt - keine Rolle mehr. Und ob Christian Fuchs auf die Champions League mit Leicester City verzichtet und dafür gemeinsam mit Alexander Manninger beim FC Liverpool tätig sein wird, ist auch noch nicht restlos geklärt. Jürgen Klopp soll den Linksverteidiger jedenfalls unbedingt an die Anfield Road lotsen wollen.

Arsenal London hat am Montag Abend erklärt, Jack Wilshere verleihen zu wollen. Pierre-Emerick Aubameyang soll den Verantwortlichen von Borussia Dortmund seine Wechselgelüste kommuniziert haben. Real Madrid soll am pfeilschnellen Stürmer Gefallen gefunden haben. Billig ist Aubameyang sicher nicht. Aubameyang hat in Dortmund noch einen Vertrag bis 2020 - 50 Millionen dürften für den gabunischen Nationalstürmer mindestens fällig sein. Ein Transfer des Stürmers könnte das leicht positive Transferkonto von Dortmund ganz gewaltig ins Plus rasen lassen. Knapp 110 Millionen Euro haben die Schwarz-Gelben in der laufenden Transferperiode investiert - 111 eingenommen.

Bosman sei Dank

Dass Fußballfans zwei Mal im Jahr in den Genuss des Transferwahnsinns kommen, ist sehr stark mit einem Namen verbunden. Jean-Marc Bosman. Durch die Bosman-Entscheidung wurde es Profi-Fußballern erst ermöglicht, nach Ende des Vertrages ablösefrei zu wechseln. Was war passiert?

Der belgische Profi-Fußballer Jean Marc Bosman klagte im Jahr 1990, dass er in seiner "Arbeitnehmerfreizügigkeit" eingeschränkt wäre. Sein Vertrag beim RFC Lüttich lief aus. Lüttich hatte kein Interesse mehr an Bosman, bot ihm einen Vertrag zu stark reduzierten Bedingungen - angeblich sollen Bosman 700 statt 3000 Euro monatlich geboten worden sein. Der französische Zweitligist USL Dünkirchen hatte Interesse an Bosman - Lüttich wollte 600.000 Euro. Für einen Verein wie Dünkirchen utopisch solche Summen auszugeben. Ein belgisches Gericht entschied im November 1990, Bosman könne ablösefrei wechseln. Der belgische Fußballverband legte gegen das Urteil Berufung ein. Am 15. Dezember behielt der Fußballer in der Revisionsverhandlung Recht - gleichzeitig wurde der Europäische Gerichtshof ausgefordert, eine einheitliche Regelung zu schaffen. Fünf Jahre später - am 15. Dezember 1995 - wird festgestellt: Fußballer dürfen nach Ende des Vertrages ablösefrei wechseln. Wohin sie wollen.

Was das mit den Transfers zu tun hat? Ganz einfach: aufgrund der Tatsache, dass Fußballer nach Ende des Vertrages ablösefrei wechseln können, haben Vereine entweder ein großes Interesse daran, die Spieler mit langfristigen Verträgen auszustatten oder sie versuchen die Spieler vor Ende des Vertrages gewinnbringend zu verkaufen. In beiden Fällen profitieren in der Regel die Spieler: höhere Gehälter, höhere Prämien, mehr Handgeld.