Ruhig, von Fotografen umzingelt und acht Minuten zu spät, trat Frank Stronach in den Verhandlungssaal 203 am Wiener Landesgericht ein. Er war als Zeuge im Prozess gegen Ex-BZÖ-Politiker Peter Westenthaler geladen. Westenthaler wird vorgeworfen, in seiner damaligen Funktion als Bundesliga-Vorstand eine Förderung in der Höhe von einer Million Euro zweckwidrig verwendet zu haben. Er soll in der Saison 2003/04 eine Nachwuchsförderung hinsichtlich der Europameisterschaft 2008 verwendet haben, um Schulden der Liga bei der Republik zu bezahlen.

"Nicht schuldig"


Stronach, damals Präsident der Bundesliga und der Wiener Austria, glaubt nicht, hält diese Vorwürfe für "unverständlich". Zwar hat er 2011 in einer Einvernahme der Polizei gesagt, dass „schon ein Geld kam, um Schulden der Liga, die durch den Konkurs des FC Tirol entstanden sind, zu zahlen“. Das sei so auch mit dem Finanzministerium abgesprochen worden. Dennoch: „Der Nachwuchs hat ganz sicher ein Geld bekommen“. Welches Geld jetzt schlussendlich in den Nachwuchs und welche in die Schuldentilgung geflossen ist, sei nicht relevant. „Geld hat ja kein Mascherl“, sagte Stronach. Er verglich dies mit einem Brunnen: „Wenn du Wasser aus einen Brunnen schöpft, weißt du auch nicht, was für ein Wasser das jetzt genau ist“. Wichtig sei angesichts der Finanzprobleme der Bundesliga gewesen, „dass überhaupt ein Geld kommt“. Und die Förderung sei laut Stronach auch an die Vereine gegangen. „Die hätten ja aufgeschrien, wenn sie von der Förderung nichts bekommen hätten“. Damit wurde dann Stronach zufolge auch der Nachwuchs gefördert. Westenthaler sei daher "nicht schuldig".

"Wie ein Vater"

Immer wieder verwies Stronach darauf, dass die Bundesliga-Präsidenten und vor allem er „viel Zeit und viel Geld in den Fußball gesteckt haben“. Davon habe auch der Nachwuchs profitiert. Westenthaler selbst habe nichts eingesteckt, „wir hatten alle immer nur die besten Absichten“. Sonst hätte Westenthaler ja nicht in den Bundesliga-Vorstand geholt, sagte Stronach. Westenthaler sei „ein guter Bursche“, Stronach selbst „fast wie ein Vater für ihn“, erklärte der 82-Jährige. Die Staatsanwaltschaft suche nun ein Opfer, wo es keinen Schaden gebe. Auf den Fahrtkostenersatz verzichtete der Milliardär übrigens. "Geben's die paar Euro einem Armen. Gibt eh so viele", sagte er beim Hinausgehen.

KLAUS KNITTELFELDER