Welchen Wert hat dieser Meistertitel für Sie? Die Konkurrenz im österreichischen Fußball ist ja eine, nennen wir es vorsichtig, enden wollende.
DIETRICH MATESCHITZ: Wie jeder Meistertitel, einen sehr hohen Wert. Sie haben vielleicht Recht, dass die Konkurrenz eine enden wollende ist, man darf sie aber auch nicht unterschätzen. Nicht nur, weil Fußball bis zu einem gewissen Grad unberechenbar ist, sondern auch, weil das Niveau der Liga nicht unbedingt mit jenem der Nationalmannschaft vergleichbar ist. Der Titel ist für uns auch insofern enorm wichtig, da nur der Meister eine Chance auf die Champions League hat.

Auch wenn man den goldenen Teller nicht mit der "goldenen Ananas" gleich setzt, ist der Preis, den Red Bull investiert, nicht dennoch ein verhältnismäßig zu hoher?
MATESCHITZ: Der Preis hält sich in Grenzen, ist bei weitem nicht so hoch, wie kolportiert wird. Außerdem ist er Voraussetzung unserer langfristig angedachten, globalen Fußballstrategie. Und wenn ein gewisses Maß an Goodwill für unseren Standort Salzburg dabei ist, so ist das auch in Ordnung.

Aber dieser Slogan vom "Geld, das Tore schießt", trifft auf Red Bull Salzburg irgendwie schon zu?
MATESCHITZ: Einer der dümmsten Sätze, die ich je gehört habe. Gewinnen wir, heißt es, "Geld schießt Tore". Verlieren wird, heißt es, "Geld schießt doch keine Tore". Fakt ist, ohne Investoren gäbe es keinen Spitzensport und damit auch keine professionelle Fußballliga. Mit der einzigen Einschränkung, dass Billard spielen etwas günstiger ist als Fußball zu spielen, Schi oder Formel 1 zu fahren.

Ein Fußballklub ist zumeist ein Fass ohne Boden. Haben Sie sich selbst Limits gesetzt, dass bei Salzburg nicht Millionen und Abermillionen verpulvert werden?
MATESCHITZ: Ich glaube, dass wir in über 20 Jahren Unternehmensgeschichte Red Bull bis dato nicht, derzeit nicht und auch in Zukunft nicht Geld sinnlos verpulvern, sondern sehr darauf achten, dass ein hohes Maß an Sinnhaftigkeit gegeben ist. Das schließt aber natürlich Faktoren wie Jugend- und Nachwuchsförderung, Goodwill etc. mit ein, wo das Maß für Return of Investment kein materielles ist, aber ein nichtsdestoweniger sinnvolles.

Fußball wird oft als "Proletensport" abgetan. Wie passt das zu den hohen Image-Ansprüchen von Red Bull?
MATESCHITZ: Genauso wenig, wie eine Schwalbe einen Sommer macht, machen einige "Fans" eine ganze Sportart zum Proletensport.

Eine Art kurzer Rückpass. Warum fiel Ihre Wahl seinerzeit auf Salzburg, warum nicht auf einen europäischen Topklub mit wirtschaftlichen Perspektiven und höherem Glamour-Faktor?
MATESCHITZ: Erstens, weil der Klub mit einem zweistelligen Millionenbetrag an Verbindlichkeiten vor dem Aus stand. Zweitens, weil der damalige Präsident um Hilfe bat. Und last but not least, weil wir in Salzburg wohnen und arbeiten, haben wir ja gesagt.

Auch Ihre Heimat Steiermark hat mit Sturm und GAK Traditionsklubs. Dort zu investieren, war kein Thema?
MATESCHITZ: Nein, weil Fußball bis zur beschriebenen Situation für uns generell kein Thema war.

Sie haben damals gesagt, die moderne Inszenierung des Fußballs hätte Sie begeistert. Fußballer hätten Pop-Star-Charakter bekommen. Österreich können Sie damit aber nicht gemeint haben?
MATESCHITZ: Es stimmt, die Zeit eines Krankl, Polster oder wie sie hießen, ist zwar vorbei. Aber ich glaube, dass Neue nachkommen. Vielleicht ist Marc Janko einer von ihnen, Jimmy Hoffer oder Marco Arnautovic.