Salzburg kann man ja durchaus als heißes Pflaster für einen Fußball-Trainer bezeichnen. Wie lange mussten Sie denn überlegen, dort zu unterschreiben?
HUUB STEVENS: Nicht lange, innerhalb von zwei Wochen war alles klar. Wir hatten schon früher Kontakt. Aber ich habe abgewinkt, solange die Entscheidung um Co Adriaanse nicht gefallen war. Ich habe ein zu gutes Verhältnis zu Co, das soll so bleiben.

Was hat Sie überzeugt?
STEVENS: Bereits das erste Gespräch war super. Vor allem Herr Mateschitz hat mich beeindruckt. Seine Ideen, wie er geredet hat. Die Entscheidung war sehr einfach. Für mich ist wichtig, welche Schritte ein Klub machen will.

Adriaanse wurde mit Salzburg Meister und musste nach nur einem Jahr wieder gehen. Hat er Sie gewarnt, was Sie erwarten könnte?
STEVENS: Natürlich habe ich mit ihm gesprochen. Es ist doch normal, dass man sich austauscht. Jeder hat seine eigene Art, zu Erfolg zu kommen. Es ist nicht gut, einen anderen Trainer zu kopieren, du musst nahe bei dir selbst bleiben.

Woran ist Co Adriaanse in Salzburg gescheitert?
STEVENS: Darüber haben wir nicht gesprochen. Mir gefällt das Wort "gescheitert" auch nicht. Ich meine, Co ist mit Salzburg Meister geworden. Er hat gute Arbeit geleistet. Ich möchte da weitermachen.

Als welchen Trainer-Typ würden Sie sich beschreiben? Kollegial? Oder eher mit harter Hand?
STEVENS: Das kommt auf die Situation an. Man muss manchmal über den Dingen stehen, manchmal Tritte austeilen, manchmal Streicheleinheiten. Aber ich habe gerne Ordnung, und zwar auf dem Platz und außerhalb. Es ist wie in einer Großfamilie, und in der sind auch Regeln nötig. Ich gehe mit jedem respektvoll um, und ich hoffe, diesen Respekt auch zurückzubekommen.

Die Trainerfrage ist bei Salzburg seit jeher Chefsache. Welchen Auftrag haben Sie von Herrn Mateschitz bekommen?
STEVENS: Es geht um Ideen, um den Weg. Herr Mateschitz will überall erfolgreich sein, in der Formel 1, im Eishockey, im Fußball. Es geht aber nicht nur darum, mit Red Bull Salzburg Erfolg zu haben, sondern dem österreichischen Fußball Erfolge zu bringen. Auch der Fußball muss Flügel bekommen. Und ich selbst bin auch gerne erfolgreich, dafür werde ich in Salzburg alles tun und das ist Auftrag genug.

Aber gemessen wird Salzburg daran werden, ob es in der Champions League endlich einmal klappt?
STEVENS: Das ist das Schwierige an der ganzen Geschichte. Weil wir wegen der Champions League sehr früh beginnen müssen. Um international bestehen zu können, braucht es einen ausgeglichenen Kader. Ich bin froh, dass wir Junge wie Franz Schiemer dazubekommen und dass andere, wie Jezek oder Leitgeb, nach Verletzungen wieder fit sein werden.

Salzburg muss sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, eine reine Legionärstruppe zu sein.
STEVENS: Wenn du für gewisse Positionen jemanden brauchst, den du in Österreich nicht findest, musst du einen Ausländer holen. Aber wie gesagt, ich bin mir sehr wohl meiner Verantwortung für Österreichs Fußball bewusst.

Der große Star hat bis heute nicht in Salzburg gespielt. Warum?
STEVENS: Österreich ist derzeit kein Fußballparadies, aber das ist die Herausforderung, und die fängt beim Nachwuchs an. Es sind noch viele Schritte nötig, damit der österreichische Fußball dorthin kommt, wo er schon einmal war. Daher gibt es jetzt auch keinen internationalen Star. Aber wir werden in Schritten nach oben kommen, und dann sind auch die großen Namen möglich.

Wie werden Sie mit Teamchef Constantini zusammenarbeiten?
STEVENS: Ich werde auf ihn zugehen. Möglichst gute, gemeinsame Abstimmung ist sehr wichtig. Nicht nur mit Constantini, auch mit anderen Nationen.

Haben Sie einige Wunschspieler für Salzburg im Kopf?
STEVENS (lacht herzlich auf): Ja. Aber bitte nicht böse sein, darüber reden wir ein anderes Mal.